Neubaugebiet Eggenberger-Feld Süd; Beratung und Beschlussfassung zur Zustimmung zum Konzept, der Umsetzung und der Investition des Kalten Nahwärmenetzes durch die Wärme- und Stromnetz Allershausen GmbH;


Daten angezeigt aus Sitzung:  7. Sitzung des Gemeinderates Allershausen, 28.05.2019

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Gemeinderat Allershausen (Gemeinde Allershausen) 7. Sitzung des Gemeinderates Allershausen 28.05.2019 ö Beschliessend 3

Sachverhalt

Die Wärme- und Stromnetze Allershausen GmbH (WSN) hat ein Konzept zur Wärmeversorgung der Grundstücke im neuen Baugebiet „Eggenberger Feld Süd“ entwickelt. Der Geschäftsführer der WSN, Andreas Henze, stellt dieses vor.


Sachvortrag:
Am 03.04.2019 wurde die Wärme- und Stromnetz Allershausen GmbH (WSN) mit folgenden Gesellschaftern gegründet:
       Gemeinde Allershausen 20%
       Markus Schuhbauer 20%
       Anton Schuhbauer 5%
       Bürger Energie Genossenschaft Freisinger Land eG 55%
Markus Schuhbauer und Andreas Henze wurden als Geschäftsführer berufen.

Das ursprüngliche Konzept mit eigenem Stromnetz und zusätzlicher Hackschnitzel Heizung und Stromerzeugung ist aufgrund der rechtlichen Situation (Stromnetz) nicht umsetzbar. Zudem besteht aufgrund der hohen Investitionssumme und der beträchtlichen Komplexität ein erhebliches unternehmerisches Risiko.

Die WSN hat das Konzept auf ein reines Kaltes Nahwärmenetz ohne eigenes Stromnetz vereinfacht. Die Einfamilienhäuser, Doppelhäuser und Reihenhäuser sollen mit Sole aus dem Netz beliefert werden. Die Wärmepumpen und deren Betrieb, der Stromanschluss und die mögliche Versorgung durch eigenerzeugten PV-Strom liegt dann bei den Bauherren. Die Abrechnung der Sole erfolgt pauschal nach Wohnfläche und Dämmstandard. Für 120 m² und KFW 40 Dämmstandard ergäben sich z.B. Kosten von 24,- €/Monat.

In den Mehrfamilienhäusern und der Kindertagesstätte betreibt die WSN die Wärmepumpen und stellt die Wärme zur Verfügung. Die Wärme kann, wie im ursprünglichen Konzept bereits angedacht, für günstige 0,12 €/kWh (brutto) an die Mieter in den MFH und die Kindertagesstätte abgegeben werden. Eine teilweise Versorgung dieser Wärmepumpen durch PV Anlagen der WSN auf den jeweiligen Gebäuden ist beabsichtigt. Die Investition dieser PV-Anlagen (ca. 400.000 €) ist in der Kostenplanung noch nicht enthalten.

Zusätzlich besteht bei diesem Konzept die Möglichkeit, dass alle Häuser mit sommerlicher Kühlung beliefert werden können.

Die Planungsleistungen für dieses Konzept wurden von der WSN ausgeschrieben und unter 5 Bietern an die Energie Plus Concept GmbH (Herr Dr.-Ing. Stockinger) vergeben. Die durch den Planer in enger Zusammenarbeit und Abstimmung mit der WSN auf das neue Konzept angepasste Wirtschaftlichkeitsberechnung stellt Herr Henze dem Gemeinderat vor.

Gleichzeitig ergibt sich folgende Planung für den Finanzierungsbedarf:
 

Darin berücksichtigt ist eine Förderung durch die KfW für das Kalte Nahwärmenetz (Programm „Erneuerbare Energien Premium“) und der BAFA für die Wärmepumpen („Markanreizprogramm“) in den Mehrfamilienhäusern und der Kindertagesstätte von insgesamt 141.000 €. Eine Förderung nach dem Programm Wärmenetze 4.0 ist nicht mehr möglich.
Der Berechnung liegt eine Anschlussquote von ca.65 - 70 % zugrunde.

Als nächster Schritt steht die Ausführungsplanung für das Kalte Nahwärmenetz und die zeitgleiche Ausschreibung mit der Wasserversorgung Mitte Juni an. Mit der Verlegung der Kalten Nahwärme soll noch im August begonnen werden.

Der Aufsichtsrat der Bürger Energie Genossenschaft Freisinger Land eG hat am 15.05.2019 einstimmig für die Umsetzung des Projektes durch die WSN gestimmt.

Derzeit wird geklärt, ob mittels Satzung - ähnlich der Wasserversorgung - ein Anschluss- und Benutzungszwang für das Baugebiet geschaffen werden kann und auf welche Weise die Herstellungskosten des Netzes umgelegt werden können.

Diskussionsverlauf

Die im Gremium aufgekommenen Fragen wurden direkt von Herrn Henze beantwortet.
- Es handelt sich hierbei um ein Leuchtturmprojekt für Süddeutschland. Das kalte Nahwärmenetz ist ein hoch innovatives Projekt ohne fossile Verbrennung. In Deutschland gibt es bisher nur etwa 15 kalte Nahwärmenetze. Der Bay. Gemeindetag hat signalisiert, dass Interesse an der Begleitung des Projektes im Rahmen eines Musterverfahrens besteht.
- Im Rahmen der Machbarkeitsstudie wurde eine Brunnenbohrung versagt, daher erfolgt die Wärmegewinnung über die Großkollektoranlage. Bei der Lebenserwartung des Kollektors geht man von etwa 60 Jahren aus.
- Die Umsetzung des warmen Nahwärmenetzes wäre aufgrund der Versagung des Stromnetzbetreibers zur Errichtung des Strom-Arealnetzes nicht wirtschaftlich. Zudem wären die Kosten für das warme Netz um ein vielfaches höher als für das kalte Netz. Eine Amortisation wäre erst ab 35 – 40 Jahren zu erreichen.
- Die Wärmeversorgung erfolgt auch beim kalten Nahwärmenetz CO2-frei und der günstige Wärmepreis des Wärmenetz 4.0 wird eingehalten.
- Das Darlehen nimmt die WSN zu einem marktüblichen Zinssatz von der Gemeinde auf. Die Laufzeit bis zur kompletten Rückzahlung beträgt ca. 18 Jahre und orientiert sich an der Amortisation des Netzes.
- Vertraglich wird bei den Grundstücken der Gemeinde und Schuhbauers ein Anschluss- und Benutzungszwang vereinbart. Somit ist eine Anschlussquote von etwa 2/3 der Grundstücke sichergestellt.
- Für die Bauherren bestehen Fördermöglichkeiten für die Wärmepumpen.
- Das Grundstück, in das der Kollektor eingebracht, wird liegt zwar an der Autobahn. Der Kollektor wird jedoch nicht in unm ittelbare Nähe zur Autobahn verlegt. Eine evtl. Verschattung ist unbedeutend. Das gleiche gilt lt. Herrn Henze für mögliche Temperaturveränderungen des Bodens.

Beschluss

Der Gemeinderat stimmt dem Konzept, der Umsetzung und der Investition des kalten Nahwärmenetzes durch die Wärme- und Stromnetz Allershausen GmbH zu.
Erster Bürgermeister Popp wird ermächtigt, zur anteiligen Finanzierung des Finanzierungsbedarfes der Gesellschaft bis zu 150.000,00 € in die Gesellschaft einzulegen.

Abstimmungsergebnis
Dafür: 17, Dagegen: 1

Datenstand vom 04.07.2019 09:34 Uhr