Im Sommer 2021 hat die Verwaltung dem Stadtrat im Ferienausschuss den Energiebericht 2021 und die Energiestrategie angesichts der Energiekrise vorgestellt. Herr Siebel berichtet dem Ausschuss über die Entwicklung bei den Energieverbräuchen der kommunalen Liegenschaften und zu umgesetzten Energiesparmaßnahmen (siehe Präsentation anbei). Die Verwaltung prüft den Grad der Zielerreichung anhand der vom Landkreis unabhängig erstellen Treibhausgasbilanz für die Jahre 2012 und 2020. Zunächst stellt das Klimaschutz- und Energiemanagement Zahlen aus den Bereichen vor, auf die die Stadtverwaltung keinen direkten Einfluss nehmen kann.
Strom: Die Daten zeigen hier zwar erste Erfolge im Bereich Einsparung bei den Bürgern mit einem Rückgang des Stromverbrauchs um rund 8 % (Zielmarkte 2030 ist 20%). Dagegen hatte das Gewerbe 2020 im Stadtgebiet in Summe nur 1% weniger Strombedarf als 2012 (Zielmarkte 2030 ist 15%). Auf der Suche nach Ursachen, müssten die Gewerbestruktur, die energiebezogene Produktivität und Anzahl der Unternehmen näher untersucht werden. Ungeachtet der Gründe, wäre es wichtig, dass mehr lokale Betriebe - neben dem Fokus auf ihr Hauptgeschäft - das Thema Energiesparen und Energiemanagement gezielt in den Blick nehmen und Beispielen vorbildhaft agierender Betriebe aus der Stadt folgen.
Die Energiewende steht bei einem Anteil Erneuerbarer Energien im Bereich Strom von 36,9 % in 2020 gegenüber angestrebten 64 % in 2030. In diesem Feld sind in den letzten Jahren durch den Ebersberger Stadtrat Projekte und Themen auf den Weg gebracht worden, die eine Zielerreichung bis 2030 zumindest machbar erscheinen lassen. Zu nennen sind hier das Standortkonzept Freiflächen-Photovoltaik, Kooperationen für große Solardachprojekte wie auf dem Dach des Wertstoffhofs (realisiert) oder auf dem Dach des noch zu bauenden Kindergartens St. Sebastian. Die Stadt prüft oder plant zudem Solarprojekte auf eigenen Dächern, die zu einer Gesamtkapazität von 1 Megawatt-Peak Leistung führen würden. Damit würde sie ihren Eigenen Strombedarf bilanziell, also grob über ein gesamtes Jahr gesehen, weitgehend decken können. Weitere, zu nennende Maßnahmen sind die Pflicht zur Errichtung von Solaranlagen bei neuen oder geänderten Bebauungsplänen, das 1,5-Megawatt Solar-Freiflächenprojekt bei Oberlaufing und das Gesamträumliche Konzept Windkraft und dessen Übertragung in einen sachlichen Teilflächennutzungsplan. Erste Gespräche zu Windkraftprojekten lokaler Initiativen wurden bereits geführt.
Das Klimaschutz- und Energiemanagement der Stadt betont, dass bei allen positiven Entwicklungen die rein bilanzielle Betrachtung der Energiewende als nicht ausreichend gesehen werden kann. Mit Blick auf Fragen der Energiesicherheit sei das Verhalten der unterschiedlichen Energien im Stromnetz über die Zeit in den Blick zu nehmen. Hierzu könnten Netzsimulationen in Kooperation mit Netzbetreibern und lokalen Universitäten erstellt werden. So könnte die künftige Struktur der Stromerzeugung auch hinsichtlich einer sicheren Verfügbarkeit z.B. an selten auftretenden aber vorhandenen dunklen, kalten und windstillen Nächten im Frühjahr untersucht werden. Erst so könne man eine Aussage erhalten, welche Energien zusätzlich zu PV- und Wind ansonsten auch künftig noch benötigt werden (Synchronisieren von Zubau Erneuerbarer Energien mit Abbau und Erhalt bestehender Energieinfrastruktur), ob die Energie in den Netzen lokal zu speichern ist und welche Leistung durch intelligente Verbraucher abgefangen werden können oder auch künftig von übergeordneten Netzebenen und Erzeugern außerhalb des Stadtgebiets gewährleistet werden müssen. Schon das Integrierte Klimaschutzkonzept und der Beschluss zur Energiewende 2030 weist auf die Tatsache hin, dass die Stadt Ebersberg - wenn auch zu einem geringeren Anteil - auch künftig auf externe Energie-Infrastrukturen und -Dienstleistungen angewiesen bleiben wird.
Wärme: Private Haushalte benötigten 2020 in der Ebersberger Zuzugs- und Wachstumsregion rund 7 Prozent mehr an Wärmeenergie als noch 2012. Das Ziel für 2030 sieht hier eine Einsparung von 60 Prozent vor. Ein Ziel, das angesichts der Entwicklung kaum noch erreichbar erscheint. Es wird sich noch zeigen, wie sich die Krisen der letzten zwei Jahre und die neuesten Gesetzgebungen auf Bundesebene auswirken. Das Ebersberger Gewerbe hat im Bereich Wärme rund 6 Prozent eingespart und ist damit auf dem richtigen Weg. Die Energiewende tritt im Bereich Wärmewende mit 17,4 % Anteil in 2020 aber insgesamt noch auf der Stelle. Das hängt ggf. auch mit dem Umstand zusammen, dass die Frage einer nachhaltigen Wärmebereitstellung immer individuell gelöst werden muss. Hier ist stets der Blick auf einzelne Gebäude oder Quartiere entscheidend, was viel Planungskapazitäten erfordert und das Mitmachen der lokalen Anlieger oder der Eigentümer voraussetzt. Zusätzlich müssen alle Wärmeprojekte die Frage beantworten, woher die natürlichen Ressourcen für einen erneuerbaren Betrieb kommen sollen (z.B. Verfügbarkeit von nachhaltig und lokal zu gewinnenden Holzresten) und zu welchem Grad die Wärme in einem Quartier oder auch einem einzelnen Gebäude damit bereitgestellt werden kann. Als Rahmen hierfür bedarf es einer integrierten kommunalen Wärmeplanung, die aller Voraussicht nach in 2023 zur Pflicht für Kommunen werden wird. Die Frage der Finanzierung und der personellen Ausstattung der Verwaltung für diesen Bereich ist aber derzeit noch nicht beantwortet. Die Stadtverwaltung hat aber zu dem Thema bereits einige Quartiere bearbeitet und dabei wichtige Erfahrungen gesammelt. So die Entscheidung gegen ein Wärmenetz im Neubaugebiet Friedenseiche VIII und die jüngst fertiggestellte Machbarkeitsstudie für eine Wärmenetz im Gebiet mit einem der höchsten Wärmebedarfe, im Gewerbegebiet Nord. Zugleich betreiben und bauen zahlreiche Landwirte in den Ortsteilen vor der Stadt dezentrale Biomasse-Wärmenetze. Außerdem prüft der Betreiber des größten privaten Netzes im Stadtgebiet in Abstimmung mit der Stadt und dem Landkreis eine mögliche Erweiterung seiner Leitungsnetze und entwickelt eine Strategie zur Dekarbonisierung derselben.
Das Klimaschutz- und Energiemanagement analysiert auch die Energiewende 2030-Zielmarken, auf welche die Stadt direkten Einfluss hat: die Energieverbräuche kommunaler Liegenschaften und Infrastruktur. Hierzu liegen bereits Zahlen aus 2022 vor. Die Zahlen zeigen, dass die Stadt Ihren Stromverbrauch seit 2012 um fast ein Viertel (rund 23%) gesenkt hat. Damit ist das Ziel von 20 Prozent als kommunaler Beitrag zur Energiewende bereits erreicht. Weiterhin hat die Stadt im Bereich Wärme Ihren Verbrauch um 30 Prozent reduziert und ist dem Ziel von 40 Prozent für 2030 damit bereits deutlich nähergekommen. Selbstverständlich spielen bei den Zahlen aus 2022 auch ein sehr warmer Winter und die vorübergehende Schließung des Hallenbads eine Rolle. Wichtig ist aber, dass ein Trend zur kontinuierlichen Wärmeeinsparung eingeleitet wurde, der in den kommenden Jahren fortgesetzt werden soll.
Erreicht wurde diese positive Entwicklung durch die Etablierung des kommunalen Energiemanagementsystems in 2018, das kontinuierliche Überwachen der Energiedaten, die Arbeit des Energieteams und die aktive Beteiligung von Nutzern in zahlreichen Energiegesprächen, die im Zuge der Energiekrise 2022 initiiert wurden. Außerdem haben mutige Investitionsentscheidungen des Stadtrats zahlreiche Energiesparmaßnahmen ermöglicht.
LED-Straßenbeleuchtung: die Umstellung von knapp 1300 Brennstellen der Straßenbeleuchtung auf LED bringt eine Stromeinsparung von knapp 80% und macht sich ohne Förderung binnen 5-7 Jahren bezahlt. Knapp eine halbe Million Euro wurden hier investiert. Nebenbei ist der Nachthimmel über Ebersberg nun klarer, da das Licht nun besser die Bereiche fokussiert, die man erhellen will: die Straßen und Wege. Das Dimmen um 50% von 22 bis 5 Uhr sowie ein geringerer Blauanteil schützt bei einer Lichtfarbe von 3000 Kelvin im Stadtgebiet und 1800 Kelvin am Klostersee Insekten und Vögel. Die technischen Leuchten wurden in der Ukraine nahe der Westgrenze produziert. So konnten ein Werk und seine Mitarbeiter vor Ort unterstütz werden. Weitere Beleuchtungs-Projekte waren die Umstellung der Büro- und Verkehrsflächen im Rathaus auf sensorgesteuerte LED-Technik oder die Umstellung des Flutlichts am Waldsportpark auf LED-Fluter. Überall mit dem Ergebnis einer besseren Beleuchtung, die neben realen Kosteneinsparungen auch das Wohlbefinden der Mitarbeiter und Bürger vor Ort verbessert. Alle Projekte und Einsparungen im Bereich Strom haben bei der Stadt in 2022 in Summe den Haushalt um über 150.000 Euro Stromkosten entlastet, Tendenz steigend.
Im Bereich Wärmeverbrauch kommunaler Gebäude blickt die Stadt auf eine mehrjährige technische Optimierung von Energieanlagen und Anlagensteuerungen zurück. Die Einsparungen (die auch auf dem warmen Winter und der Hallenbadschließung beruhen) sind hier mit knapp 50.000 Euro Wert zu kalkulieren. Hintergrund ist, dass die Stadt dank fixer Lieferverträge bislang kaum von den gestiegenen Gaspreisen betroffen war. Das wird sich in Zukunft mit den anstehenden Gasausschreibung ändern. Dann werden die erzielten und künftige Einsparungen noch wichtiger. Im nächsten Schritt wird aktuell die größte Ölheizung der Stadt an der Grundschule in Oberndorf gegen einen Wärmenetzanschluss an ein Hackschnitzel-Wärmenetz ersetzt.
Photovoltaik: Wie bereits oben beschrieben, wird vom Klimaschutz- und Energiemanagement der Stadt eine Gesamterzeugungskapazität von rund 1 Megawatt Solarleistung auf kommunalen Dächern anvisiert. Im Vortrag ist eine Übersicht der bereits beplanten und der zusätzlich zu prüfenden Dächern enthalten. Der bisherige Solarausbau ist eine Erfolgsgeschichte. Alle Anlagen haben sich bereits 2021 in Summe refinanziert. Für 2022 wird aus Eigenverbrauch und Einspeisung der 10 städtischen PV-Anlagen ein Überschuss von über 150.000 Euro errechnet. Der Ertrag hat sich wegen der explodierten Preise an den Strombörsen im Vergleich zu 2020 verdoppelt.
Der ausführliche Energiebericht 2022 wird dem Stadtrat in den nächsten Wochen nach Fertigstellung im gewohnten Format zugesendet und auf der Homepage der Stadt unter www.ebersberg.de/energiemanagement.html veröffentlicht.