Interreg Österreich - Bayern 2014 - 2020; Projekt AB 127 - Entwicklung des naturgebundenen Tourismus entlang des Lech; Antrag auf Aufnahme des Kneipp-Erholungsparks Bad Faulenbach


Daten angezeigt aus Sitzung:  Sitzung des Stadtrates, 08.10.2019

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Stadtrat Sitzung des Stadtrates 08.10.2019 ö beschliessend 7

Sachverhalt

Zu diesem Tagesordnungspunkt wird darauf hingewiesen, dass sich kurzfristig und etwas überraschend die Möglichkeit ergeben hat, Fördermittel aus dem Interreg-Projekt AB 127 „Entwicklung des naturgebundenen Tourismus entlang des Lech“ zu beantragen. Grund dafür ist, dass eine andere, österreichische Kommune „abgesprungen“ ist und so Mittel frei werden. Die Förderung dort erfolgt bis zu 75 % der förderfähigen Kosten. Auch wenn das Fördervolumen wegen der bereits gebundenen Mittel in der Höhe begrenzt ist, dürften dort doch Mittel bis zu wenigstens 200.000 € zur Verfügung stehen. Aus Sicht der Verwaltung sollte die Stadt diese Möglichkeit nun nicht verstreichen lassen und einen Antrag auf Aufnahme in dieses Förderprogramm stellen.

Zur Vorbereitung dieser Maßnahme fanden bereits folgende Termine/Besprechungen statt:

11. September: Treffen mit der damaligen Kerngruppe der IG Mittersee
12. September: Bürgerforum zur Weiterentwicklung von Bad Faulenbach
26. September: Bürger-Werkstatt zur Weiterentwicklung des Mittersee‘s

Letztlich haben alle Gespräche gezeigt, dass es im Interesse aller liegt, das Mitterseebad wieder mit Leben zu erfüllen und die Rahmenbedingungen zu schaffen, dass das dortige Strandbad auch betrieben und bewirtschaftet werden kann. Dazu gehören sowohl die Ertüchtigung des Strandbades selbst als auch die Gestaltung der Freiflächen (siehe unten).

Wir haben nun leider nur bis Mitte Oktober Zeit, einen entsprechenden Änderungsantrag bei der Interreg-Verwaltungsbehörde einzubringen. Im Rahmen der Beantragung einer Projektänderung ist auch eine weitere Laufzeitverlängerung zweckmäßig.

Letztlich wäre diese Maßnahme eine Ergänzung des „Masterplan Kneipp“ von Füssen Tourismus und Marketing Anstalt des öffentlichen Rechts der Stadt Füssen, die auch Lead-Partner des grenzüberschreitenden Förderprojektes in einem Gesamtvolumen von ca. 2 Mio Euro ist.

Die Begründung der Förderfähigkeit muss zwingend die Kompatibilität zu der Gesamtausrichtung des Förderprojektes aufweisen. Das Projekt ist auf eine grenzüberschreitende gesundheitstouristische Entwicklung des Erlebnisraumes Lech im Kneipp’schen Sinne ausgerichtet. Insofern gilt es, auch die Maßnahme am Mitterseebad sichtbar und nachvollziehbar an diesem Zweck zu orientieren. Jegliches Abweichen von dieser Linie dürfte die Aussichten auf eine Förderfähigkeit erheblich schwächen. Dementsprechend hat FTM die folgende Argumentationskette mit klarer Kneipp-Ausrichtung entwickelt:

Die touristische Infrastruktur im Stadtteil Bad Faulenbach direkt vor den Toren der historischen Altstadt ist bereits deutlich in Richtung eines Kneipp‐Kurparks ausgerichtet: Mit Arm‐ und Tretbecken, Trinkbrunnen, Kneipp‐Gussstellen, Ruheplätzen, Kräuterbeeten, dem weiten Parkgelände und Terrainkurwegen ist die Kneipp‐spezifische Prägung gut sichtbar. Gleichzeitig gibt es Areale, die diesbezüglich bisher keine Bedeutung haben. Die Freibäder am Mittersee und am Obersee – als direkt nebeneinander liegende Badeanstalten – gehören dazu.

Sowohl wirtschaftliche Aspekte als auch Fragen der Verkehrssicherung und Haftung machen inzwischen im Falle des Mitterseebades eine Weiterverpachtung mangels Interessenten unmöglich. Daher ist aktuell das Mitterseebad geschlossen. Mit Unterstützung der Bevölkerung entstand somit das Vorhaben der Renaturierung des Mitterseebades und Weiterentwicklung zu einem Mitterseepark mit kneippspezifischer Ausrichtung.

Es bietet sich somit die Gelegenheit, diese Perspektive in den Masterplan Kneipp und damit in das Projekt Lebensspur Lech zu integrieren. Die Portalwirkung Bad Füssens für den grenzüberschreitenden Erlebnisraum kneipp’scher Prägung könnte weiter ausgebaut werden. Das Faulenbacher Tal käme in seiner Wirkung den Auszeittälern im Lechtal noch näher, selbst wenn sich die infrastrukturellen Gegebenheiten deutlich unterscheiden. Die Idee der Ruhetäler bekäme auf deutscher Seite mit diesem Projektbaustein eine sehr klare Weiterentwicklung!

Die Eckpunkte des Vorhabens am Mittersee:

  • Transformation von einer Badeanstalt mit Eintritt in einen Park mit Bademöglichkeit ohne Eintritt
  • Rückbau aller Installationen einer Badeanstalt, soweit diese eine Badeaufsicht erfordern  Geländeabsicherung nach aktuellen Vorgaben der Verkehrssicherung (v.a. im Zuge der Uferbefestigung)
  • Einrichtung einer Badestelle als einfacher Seezugang ohne Verpflichtung zur Badeaufsicht
  • Liegewiesen, Liegeplätze, Liegen, Ruhepavillon
  • Waldbibliothek
  • Kommunikationssitzplätze für persönliche Begegnungen und Gespräche
  • Kreativspielplatz für Kinder
  • Sanierung der bestehenden Gebäudeanlagen (WC, Umkleiden, Kiosk; inkl. Versorgungsinfrastruktur (Leitungen etc.))

Der Mitterseepark soll dezidiert ein „Park der Inneren Ordnung“ werden und damit der Kneipp’schen Säule der Ordnungstherapie Vorschub leisten. Ruhe, Rückzug, Reflexion und Inspiration sollen die wesentlichen Motive sein, die innerhalb des Areals bedient werden. Der Zugang wird frei sein. Gleichzeitig wird durch eine attraktive Umzäunung sichergestellt, dass jeder Betretende den Eindruck hat, in ein besonderes Areal einzutreten.

Innerhalb des Bad Faulenbacher Tals wird der Mitterseepark als Areal der inneren Ordnung die stärkste Ausstrahlung haben und das Tal als Kneippkurpark sehr deutlich weiter profilieren. Der erwartete Entwicklungsschub ist sehr groß.

Kostenschätzung:

  • ca. € 400.000 netto für die Renaturierung und Entwicklung des Freigeländes
  • ca. € 400.000 netto für die Sanierung der bestandsgebäude (Bestandssicherung im historischen Erscheinungsbild klassischer Badeanstalten)

Bei einer Förderquote von 75% entstünde für jeden der beiden Bausteine ein Fördermittelbedarf von 300.000 €. Die Abbildung es ersten Bausteines wäre innerhalb des bestehenden Projektrahmens unter Nutzung des wegfallenden Projektbausteins der Gemeinde Breitenwang und der freiwerdenden Mittel möglich.

Die Finanzierung auch des zweiten Bausteins würde ein zusätzliches Fördervolumen von rund 300.000 € erfordern.

Beschlussvorschlag

Der Stadtrat der Stadt Füssen stimmt zu, das Mitterseebad künftig als „Mitterseepark“ zu einem sog.  „Park der inneren Ordnung“ umzugestalten, um so einen weiteren Beitrag Kneipp’schen Säule der Ordnungstherapie zu leisten.  Mit den oben genannten Eckpunkten sollen dort künftig vor allem Ruhe, Rückzug, Reflexion und Inspiration die wesentlichen Motive sein, die innerhalb des Areals bedient werden. Der Zugang wird frei sein. Gleichzeitig wird durch eine attraktive Umzäunung sichergestellt, dass jeder Betretende den Eindruck hat, in ein besonderes Areal einzutreten. Das dazu vorgestellte Konzept wird inhaltlich gebilligt.

Füssen Tourismus und Marketing Anstalt des öffentlichen Rechts wird beauftragt und ermächtigt, bei der zuständigen Interreg-Verwaltungsbehörde einen Änderungsantrag zur Aufnahme in das bereits bestehende Interreg-Projekt AB 127 „Entwicklung des naturgebundenen Tourismus entlang des Lech“ einzubringen. Im Rahmen der Beantragung der Projektänderung ist auch eine Laufzeitverlängerung bis 31. Dezember 2021 zu beantragen.

Die nach Abzug der Fördermittel verbleibenden Eigenmittel werden durch die Stadt Füssen bzw. den Projektträger ebenso finanziert wie diejenigen Maßnahmen, die nicht über das Interreg-Projekt A 127 bzw. über andere Förderprogramme zuwendungsfähig sind.

Bei der Renaturierung des bisherigen Freibades Mittersee sind die im Gutachten zur Risikobewertung des Sachverständigen Erwin Wiedemann für das Natur-Freibad Mittersee sowohl zur Badeaufsicht als auch zu der Verkehrssicherungspflicht gemachten Hinweise und Vorschläge entsprechend umzusetzen.

Sollte der Aufnahmeantrag der Stadt Füssen nicht positiv verbeschieden werden, ist das weitere Vorgehen dem Stadtrat zur erneuten Entscheidung vorzulegen.
 

Diskussionsverlauf

Stefan Fredlmeier führt aus, dass der Mittersee früher kein Thema war. Jetzt sei es eine Herausforderung, wie weiter verfahren werde. Ein österreichischer Partner  könne sein Projekt nicht durchführen, deshalb habe man einen noch offenen Fördertopf von 400.000.- €. Es müsse versucht werden, an diesen wenigstens teilweise ran zu kommen. Er wies dazu darauf hin, dass es für diese freien Fördermittel mehrere Anträge gäbe. Das Kernthema für den Mittersee wird sein Kneipp-Innere Ordnung. Dies passe sehr gut nach Bad Faulenbach. Heute brauche er rein Votum des Stadtrates um es beginnen zu können. Es soll versucht werden, die Projektlaufzeit zu verlängern, um Firmen zu bekommen, ansonsten werde er wieder auf den Stadtrat zukommen.

Dagmar Rothemund äußert Bedenken wegen des Spielplatzes. „Stört dieser nicht die Ruhe“, wollte sie wissen.

Stefan Fredlmeier antwortet, dass ein Kreativspielplatz gewählt wurde, weil dieser etwas ruhiger ist. Heute sollten aber keine Details besprochen werden, heute sei die Förderung wichtig.

Peter Hartl ergänzt, wenn die Förderung da ist, werde man sich nochmals mit der Interessengemeinschaft Bad Faulenbach, der IG Mittersee und der interessierten Öffentlichkeit zu einem Austausch treffen.

Beschluss

Der Stadtrat der Stadt Füssen stimmt zu, das Mitterseebad künftig als „Mitterseepark“ zu einem sog.  „Park der inneren Ordnung“ umzugestalten, um so einen weiteren Beitrag Kneipp’schen Säule der Ordnungstherapie zu leisten.  Mit den oben genannten Eckpunkten sollen dort künftig vor allem Ruhe, Rückzug, Reflexion und Inspiration die wesentlichen Motive sein, die innerhalb des Areals bedient werden. Der Zugang wird frei sein. Gleichzeitig wird durch eine attraktive Umzäunung sichergestellt, dass jeder Betretende den Eindruck hat, in ein besonderes Areal einzutreten. Das dazu vorgestellte Konzept wird inhaltlich gebilligt.

Füssen Tourismus und Marketing Anstalt des öffentlichen Rechts wird beauftragt und ermächtigt, bei der zuständigen Interreg-Verwaltungsbehörde einen Änderungsantrag zur Aufnahme in das bereits bestehende Interreg-Projekt AB 127 „Entwicklung des naturgebundenen Tourismus entlang des Lech“ einzubringen. Im Rahmen der Beantragung der Projektänderung ist auch eine Laufzeitverlängerung bis 31. Dezember 2021 zu beantragen.

Die nach Abzug der Fördermittel verbleibenden Eigenmittel werden durch die Stadt Füssen bzw. den Projektträger ebenso finanziert wie diejenigen Maßnahmen, die nicht über das Interreg-Projekt A 127 bzw. über andere Förderprogramme zuwendungsfähig sind.

Bei der Renaturierung des bisherigen Freibades Mittersee sind die im Gutachten zur Risikobewertung des Sachverständigen Erwin Wiedemann für das Natur-Freibad Mittersee sowohl zur Badeaufsicht als auch zu der Verkehrssicherungspflicht gemachten Hinweise und Vorschläge entsprechend umzusetzen.

Sollte der Aufnahmeantrag der Stadt Füssen nicht positiv verbeschieden werden, ist das weitere Vorgehen dem Stadtrat zur erneuten Entscheidung vorzulegen.
 

Abstimmungsergebnis
Dafür: 19, Dagegen: 0

Datenstand vom 18.10.2019 08:33 Uhr