Vorstellung und Billigung der Wohnraumbedarfsanalyse für die Stadt Füssen


Daten angezeigt aus Sitzung:  Sitzung des Stadtrates, 29.09.2020

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Stadtrat Sitzung des Stadtrates 29.09.2020 ö beschliessend 3

Sachverhalt

In der Sitzung am 11. Februar 2020 hat der Stadtrat die Beauftragung einer Wohnraumbedarfsanalyse für die Stadt Füssen beschlossen. Der Auftrag wurde nach vorheriger Ausschreibung an die CIMA-Institut für Regionalwirtschaft GmbH erteilt.

Vorausgegangen waren intensive Beratungen in der Arbeitsgruppe „Sozialgerechte Bodennutzung“. Dort wurde schnell deutlich, dass für die verschiedenen bau- und wohnungspolitischen Instrumente verlässliche, gutachterliche Grundlagen zum Wohnungsbestand und zur weiteren Wohnungsentwicklung, und zwar konkret in Füssen, notwendig bzw. wenigstens hilfreich sind.

Zentrale Aufgabe dieser Wohnraumbedarfsanalyse ist es deshalb, auf Basis von Bestandsindikatoren sowie der Bevölkerungs- und Haushaltsentwicklung den zukünftigen Wohnungsbedarf möglichst präzise zu beschreiben und darauf aufbauend geeignete Handlungsempfehlungen für die Stadt Füssen zu entwickeln.

Fabian Böttcher, Vertreter des beauftragten CIMA-Instituts für Regionalwirtschaft GmbH erläuterte anschließend das Ergebnis der Untersuchung. Dazu wird sowohl auf die zusammenfassende Präsentation als auch auf die Analyse selbst verwiesen.

Ergänzt wird diese Grundlage im Weiteren noch durch den ebenfalls in Aufstellung befindlichen qualifizierten Mietpreisspiegel, der voraussichtlich im Oktober 2020 vorgestellt wird.

Beschlussvorschlag

Der Stadtrat der Stadt Füssen nimmt nach weiterer kurzer Beratung vom Entwurf der Wohnraumbedarfsanalyse für die Stadt Füssen Kenntnis und billigt diese vollinhaltlich. Sie ist Grundlage für die künftigen  wohnungspolitischen Entscheidungen bzw. Weichenstellungen.

Diskussionsverlauf

Zum Thema Leerstände wird erklärt, dass Ferienwohnungen ja bewohnbar sind und nicht zu den Leerständen gehören. Heut wurde eine quantitative Analyse vorgestellt, wichtig wäre auch eine qualitative Analyse. Um eine Staffelung nach Einkommen zu erreichen, müsse eine Umfrage vor Ort durchgeführt werden.

Ilona Deckwerth bittet um die genauen Zahlen der demografischen Entwicklung. Füssen sei um Jahre voraus.

Auf die Frage von Thomas Scheibel nach dem Arbeitsmarkt erklärt Herr Böttcher, dass viele der Ansicht sind, die Infrastruktur müsse stimmen. Das sei sicherlich richtig, aber das eine bedingt immer auch das andere. Qualitativ gute Arbeitsplätze sind immer auch wichtig für die Wohnungswahl.

Zu Nachfragen bezüglich der künftigen Prognosen (z.B. Füssen wird jünger) und der Nachfrage von Dr. Martin Metzger wegen der Attraktivität Füssens für Senioren erläuterte Fabian Böttcher zusammenfassend wie folgt:

Grundlegende Punkte zur Methodik:
  • Grundsätzlich schreibt das Prognosemodell den Altersaufbau der Stadt Füssen in den kommenden Jahren fort; ein im Jahr 2020 50 Jahre alter Mann ist im Jahr 2035 demnach 65.
  • Zusätzlich berücksichtigen wir Zu- und Fortzüge sowie Sterbefälle für jeden Jahrgang.
  • Die Annahmen der Zu- und Fortzüge orientieren sich dabei an den Daten aus dem Einwohnermelderegister von Füssen der letzten Jahre.
  • Zusätzlich unterstellen wir für die Sterblichkeit die aktuelle bayerische Sterbetafel.

Altersaufbau in Füssen:
  • In den letzten Jahren ist die Zahl der Älteren (über 75 Jahre) in Füssen stark gestiegen; zwischen 2015 und 2019 etwa um 13%.
  • Wir starten in die Prognose daher mit sehr hohen Bestandswerten.
  • Dies muss beim Vergleich des Ausgangsjahres 2019 mit dem Endjahr der Prognose 2035 berücksichtigt werden.
  • Ein Blick auf den aktuellen Altersaufbau in Füssen (siehe Bevölkerungspyramide) erlaubt bereits erste Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung.
  • Zur besseren Orientierung habe ich bei 65 und bei 75 Jahren eine waagerechte Linie eingezeichnet.
  • Erkennbar ist, dass einige Jahrgänge der heute 65 bis unter 75 Jährigen schwächer besetzt sind. Hier ist die wesentliche Ursache für den Rückgang der über 75-Jährigen in der Prognose zu finden.
  • Wenn die wieder stärker besetzten Jahrgänge (um das 55. Lebensjahr) weiter nachrücken, wir die Zahl der über 75-Jährigen voraussichtlich wieder etwas ansteigen. Dies wird aber nach dem Jahr 2035 sein.


Fazit:
  • Die Entwicklung einzelner Altersgruppen ist durch den heutigen Altersaufbau, der Wahl der betrachteten Gruppe (z.B. 60 bis unter 65, 65 und älter etc.) und den Veränderungen durch Wanderungen und Sterblichkeit abhängig.
  • Auch die Betrachtung des Zeitraumes ist wichtig. Obgleich im Zeitraum 2019 bis 2035 die Zahl der Älteren insgesamt rückläufig ist, ka nn es in einzelnen Jahrgängen oder Altersgruppen kurzfristig zu anstiegen kommen.
  • Ursache sind fast immer stärker oder schwächer besetzte Jahrgänge im Altersaufbau.
  • Dieser Altersaufbau hat sich über die letzten Jahrzehnte entwickelt und ist von vielen Ereignissen abhängig (z.B. Geburtenausfall durch den zweiten Weltkrieg, Baby-Boomer sowie Zu- und Fortzüge etc.).

Beschluss

Der Stadtrat der Stadt Füssen nimmt nach weiterer kurzer Beratung vom Entwurf der Wohnraumbedarfsanalyse für die Stadt Füssen Kenntnis und billigt diese vollinhaltlich. Sie ist Grundlage für die künftigen  wohnungspolitischen Entscheidungen bzw. Weichenstellungen.

Abstimmungsergebnis
Dafür: 24, Dagegen: 0

Datenstand vom 19.10.2020 09:06 Uhr