Sanierung der Stützmauer im Bereich der Tiroler Straße; Vorstellung der statischen und weiteren Untersuchungen des Zustandes der Mauer, Schadensbericht und weiteres Vorgehen


Daten angezeigt aus Sitzung:  Sitzung des Stadtrates, 25.01.2022

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Stadtrat Sitzung des Stadtrates 25.01.2022 ö beschliessend 5

Sachverhalt

Standfestigkeitsprüfung der Stützmauer an der Tiroler Straße Hsnr 7 bis einschließl.13 aufgrund der Untersuchungen in 2021 inklusive Vorschlägen zur Sanierung im Bestand und Neubau mit städtebaulicher Verbesserung

Rückblick: Im November 2018 wurde eine Schadenskartierung der Stützmauer an der Tiroler Straße Hsnr 7 bis einschließl.13 von einem Statiker vorgenommen durch Aufnahme der Oberflächen der Mauer und Aufnahme sichtbarer Risse im Mauerwerk. Die schriftliche Dokumentation darüber ist von März 2019. Damals konnte ein rein rechnerischer Nachweis zur Standsicherheit nicht erbracht werden, weshalb der Ingenieur das Schadensrisiko der Stützmauer in die Kategorie 2 ,wahrscheinliche Gefahr‘ eingestuft hatte, was bedeutet, dass Maßnahmen zu planen und in einem überschaubaren Zeitraum umzusetzen sind. Aufgrund dem undichten Kanal hatte der Statiker das Schadensrisiko in Kategorie 3 hochgestuft in eine ,gegenwärtige Gefahr‘, was bedeutet, dass Sofortmaßnahmen zu planen gewesen sind. Inzwischen ist der Kanal provisorisch mittels Inlinersanierung abgedichtet, s.u. Kanalarbeiten.

Die Stützmauer selbst steht nicht unter Denkmalschutz. Manche der Häuser stehen unter Denkmalschutz, weshalb der Unteren Denkmalschutzbehörde das Gesamtbild/ das Ensemble wichtig ist.

Im Herbst 2019 bis Frühjahr 2020 erfolgte die städtebauliche Feinuntersuchung des Gebietes um die Theresienbrücke, in welcher neben der Brücke diese Stützmauer an der Tiroler Straße sowie Geländer und Wegebeläge abgehandelt wurden mit dem Ziel durch Schaffung eines Mehrwerts städtebauliche Förderung zu bekommen

Im Jahr 2021 wurde die Stützmauer vielfältig auf ihre Standfestigkeit hin untersucht mit folgenden Ergebnissen:

Aktuelle Prüfung der Standsicherheit der Stützmauer im Herbst 2021: vorgenommen durch das Statikbüro Dr. Schütz Ingenieure, Kempten, welches die vorgenommenen Baugrund-, die Bewehrungs- und die Wasseruntersuchung genützt hat, sowie eine Untersuchung der Mauer mittels Kernbohrungen quer durch die Mauersteine der Kalksteinmauer unterhalb der aufgesetzten Betonmauer veranlasst hat. 

Ergebnis der Kernbohrungen: Die Kalksteinmauer ist am Mauerfuß nur 30 Zentimeter dick. Auf der Mauersüdseite, also hinter der Mauer unter der Zuwegung wurde kein Beton als Rücksicherung eingebaut.

Es befindet sich keine Stahlbewehrung in der Mauerbrüstung und den meisten Fundamenten. Lediglich in der oberen Sichtbetonmauer mit ihren Mauerfüßen, die quer vom Haus mit Hsnr 7 weggeht, befindet sich Bewehrung.

Ergebnis und Ableitung aus der Baugrunduntersuchung durchgeführt von dem Büro Geo-Consult, Blaichach: Die Natursteinmauer ist wahrscheinlich auf den natürlich anstehenden Fels gesetzt, der an einigen Stellen entlang des unteren Gehwegs sichtbar ist. 

Aufgrund der gelieferten, tatsächlichen Mauerstärken an verschiedenen Stellen der Mauer und aller durchgeführten Untersuchungen hat das Büro Dr. Schütz Ingenieure, mit dem zuständigen Ingenieur und Statiker Dr. Mohr, Berechnungen zur Standfestigkeit der Mauer vorgenommen, deren Ergebnisse hier kurz und in den genannten Kapiteln der angefügten Datei Gutachten Text von Dr. Mohr ausführlicher nachzulesen sind:

s. Seite 2 Kapitel 2 : Ergebnisse der statischen Nachrechnung
,(…) Durch den nicht vollständig kompensierten Erddruck stellt sich kein Gleichgewicht ein. Die Mauer entzieht sich der Belastung durch Verformung. Es entstehen je nach Randbedingungen Neigungen(…)

Eine statische Ertüchtigung oder Erneuerung ist baldmöglichst (d.h.in 2022) erforderlich. 
Der Weg darf vor der Sanierung i.d.R. nicht mit Fahrzeugen befahren werden. Es sollten sich nicht mehr als 10 Personen gleichzeitig auf dem Weg befinden. Eine Absperrung des Gehwegs ist erforderlich.‘

s. Seite 3 Kapitel3: Schadensbilder
Besonderes:, Der Treppenaufgang ist nach Meinung des Verfassers nicht mehr verkehrssicher. (…) Es wird empfohlen die Schäden umgehend zu sanieren oder die Treppe zu sperren.‘

Die weiteren Dateien des Berichtes vom Büro Dr. Schütz Ingenieure sind die Fotoanlage, die Nachrechnung der Statik, die Varianten zur Sanierung im Bestand, die Schnittzeichnungen für die Sanierung und die Ansichten mit Schäden sowie die Kostenaufstellungen etc.

Fazit: Die Stützmauer stellt also eine aktuelle Gefahr für Bürger und Passanten auf dem Gehweg unterhalb sowie für den vorbeifahrenden Verkehr dar, weil sie ganz oder in Teilstücken kippen und /oder herunterfallen kann. Es ist dringend notwendig, die Mauer so schnell wie möglich zu sanieren.

Beurteilung der chemischen Untersuchung der Wässer, die seit einigen Monaten aus der Mauer im westlichen Teil austreten, durchgeführt von Labor Dr. Osswald, Neugablonz.

Aus dem beigefügten Bericht: Das durchsickernde Wasser ist (somit) unproblematisch für den Beton. Nichtsdestotrotz ist Chlorid und Sulfat im Mauerwerk enthalten. Bei der Instandsetzung sollten deshalb Materialien eingesetzt werden, welche gegenüber einer Chlorid-, bzw. Sulfatbelastung stabil sind. 

Das Chlorid stammt hier aus der Tausalzstreuung des Zuwegs, die Sulfatbelastung aus exogenen Sulfateintrag (Abgase: früher stärker, heute relativ gering).‘

Das Regenwasser mit den Tausalzen kann durch die Risse im Asphalt der oberen Zuwegung in die unteren Schichten versickern und im Erdreich gegen die Mauer drücken, was auch zu der bestehenden Mauerausbuchtung in Richtung unterer Gehweg führen konnte. Zu erhöhter Wassermenge und -druck könnten auch, laut mündlicher Aussage von Herrn Dr. Osswald, undichte Anschlüsse zwischen den Dachregenrohren und der Kanalisation führen, was nicht untersucht wurde, da diese zum Teil unter der Asphaltfläche liegen. Die Wassermengen hinter der Mauer sollten demzufolge reduziert werden. Das kann durch eine neue Asphaltierung des gesamten oberen Zuwegs geschehen.

Kanalsanierung: Anfang Dezember 2021 wurde der undichte Kanal auf Veranlassung der Stadtwerke Füssen im oberen Zuweg durch eine Inlinersanierung abgedichtet. Der Kanal könnte im Zuge der Sanierung der Mauer ganz neu gebaut werden. Vorweg sei erwähnt, dass die Kanalsanierung oder dessen Neubau in keinem Fall von der Städtebauförderung gefördert wird.


Bisherige Untersuchungen und Planungen:
Erste Schadenseinschätzung (2018), Gebäudesicherung, Städtebauliche Vorentwürfe für Gesamtanlage, Baugrunduntersuchung obere Zuwegung und Gehweg, Kernbohrungen durch Mauer, Bewehrungs- und Wasseruntersuchung, Standfestigkeitsberechnung, Vorentwürfe für Sanierung in Bestandslage.  Für diese   Leistungen wurden bislang in der Summe 48.773 Euro ausgegeben.

Beschlussvorschlag

Da es aus Gründen der Sicherheit für die Bevölkerung dringend notwendig ist, die Stützmauer an der Tiroler Straße zu sanieren, wird aufgrund der angespannten Haushaltslage befürwortet, die mit großem Abstand finanziell günstigere Lösung der Sanierung der Stützmauer im Bestand an der Tiroler Straße von Hausnr. 7 bis einschließlich Hausnr. 13 weiterzuverfolgen. 
Es soll die kostengünstige Variante 1 des Büros Dr. Schütz Ingenieure Kempten, jedoch mit der großflächigen Asphaltierung auf der oberen Zuwegung weitergeplant und realisiert werden. 

Die Stadtverwaltung wird beauftragt, die finale Abstimmung mit der unteren Denkmalschutzbehörde herbeizuführen und Angebote zur weiteren Planung der Mauersanierung im Bestand ab Leistungsphase drei Entwurf und für alle restlichen Leistungsphasen einzuholen, damit die Planung vergeben werden kann. Außerdem soll die östliche Treppe vor Hausnr.7 für Begehung zeitnah gesperrt werden und der bereits aufgestellte Bauzaun als Schutz vor herabfallendem Steinmaterial inzwischen bis zur Bauzeit stehen bleiben.

Beschluss

Da es aus Gründen der Sicherheit für die Bevölkerung dringend notwendig ist, die Stützmauer an der Tiroler Straße zu sanieren, wird aufgrund der angespannten Haushaltslage befürwortet, die mit großem Abstand finanziell günstigere Lösung der Sanierung der Stützmauer im Bestand an der Tiroler Straße von Hausnr. 7 bis einschließlich Hausnr. 13 weiterzuverfolgen. 

Es soll die kostengünstige Variante 1 des Büros Dr. Schütz Ingenieure Kempten, jedoch mit der großflächigen Asphaltierung auf der oberen Zuwegung weitergeplant und realisiert werden. 

Die Stadtverwaltung wird beauftragt, die finale Abstimmung mit der unteren Denkmalschutzbehörde herbeizuführen und Angebote zur weiteren Planung der Mauersanierung im Bestand ab Leistungsphase drei Entwurf und für alle restlichen Leistungsphasen einzuholen, damit die Planung vergeben werden kann. Außerdem soll die östliche Treppe vor Hausnr.7 für Begehung zeitnah gesperrt werden und der bereits aufgestellte Bauzaun als Schutz vor herabfallendem Steinmaterial inzwischen bis zur Bauzeit stehen bleiben.

Abstimmungsergebnis
Dafür: 21, Dagegen: 0

Datenstand vom 20.05.2022 09:43 Uhr