Städtische Brunnenanlagen - Aktueller Stand, Einnahmen und Ausgaben, künftige Entwicklungen und Maßnahmen


Daten angezeigt aus Sitzung:  Sitzung des Haupt-, Finanz-, Sozial- und Kulturausschusses, 19.09.2023

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Haupt-, Finanz-, Sozial- und Kulturausschusses Sitzung des Haupt-, Finanz-, Sozial- und Kulturausschusses 19.09.2023 ö vorberatend 1.1

Sachverhalt

Die Stadt Füssen betreibt derzeit 10 Brunnen, die im Stadtgebiet Füssen und in den Ortsteilen verteilt sind. Brunnenanlagen sind Zeugnisse der Stadtgeschichte, von künstlerischem Wert und werden in Sachen Stadtklima zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Der Verbrauch der Brunnen wurde in der Vergangenheit schon regelmäßig kontrolliert. Auffälligkeiten im Wasserverbrauch deuten in der Regel auf Mängel technischer oder baulicher Art hin, die es zu beseitigen gilt. Ebenso wurde versucht, den Wasser- und Stromverbrauch durch z.B. Anpassung von Schaltzeiten, -intervallen, Wasserdurchfluss möglichst zu minimieren. In der Regel laufen die Brunnenanlagen von ca. 10 bis 17 Uhr, Ausnahme hiervon war bis 2022 z.B. der Sieben-Stein-Brunnen.

Nachfolgend wurden die Kosten der Brunnen im Einzelnen betrachtet:

Mädchenbrunnen

Der Mädchenbrunnen wird mit Frischwasser bedient. Zur Eindämmung des Wasserverbrauchs läuft der Brunnen jede halbe Stunde für 5 Minuten. Der Wasserverbrauch war 2022 im Vergleich zum Durchschnitt 2017 bis 2021 (ca. 300cbm) überhöht. In diesem Zeitraum fanden am Elektroschrank Reparaturen statt. Aktuelle Prüfungen lassen einen Verbrauch von ca. 360cbm erwarten, was sich wieder an den Durchschnitt annähert. Hier wird der Verbrauch weiter beobachtet. 

Mittelfristig könnte hier eine Zisterne eingebaut werden. Standort, Bodendenkmalfläche, Kosten und Amortisation werden geprüft.

Im nächsten Jahr 2024 ist der Brunnenboden aus Natursteinen neu zu verfugen. 




Brunnen am Kappenzipfel

Der Brunnen am Kappenzipfel ist ein Geschenk des Klosters St. Mang an die Gemeinde Roßhaupten, das an die Stadt Füssen weitergeschenkt wurde. Er wird mit Frischwasser und Zeitschaltung betrieben. Der Wasserverbrauch wurde durch Reduzierung des Durchflusses stark eingeschränkt. Die Lage in einer ruhigen Ecke der Altstadt ist ein relativ unauffälliger Standort. Die Reinigungsarbeit für den Bauhof ist dafür relativ hoch; Laub und auch Abfälle sind zu entfernen, Algenmittel muss eingesetzt werden.







Stadtbrunnen

    
















Der Stadtbrunnen besitzt eine Zisterne, aus der der Brunnen gespeist wird. Fehlwasser wird durch Frischwasser ergänzt. Er fällt immer wieder durch hohen Wasserverbrauch auf. Grund sind bauliche Mängel. An den Ecken und Bauteilfugen haben sich über die Jahre im Naturstein und Abdichtungen Risse gebildet, durch die Wasser aus dem Becken verloren geht. Der Bauhof repariert durch Auftrag einer Dichtschlämme mittlerweile jedes Jahr mit mehr oder weniger Erfolg. Für 2023 lassen die Verbrauchsmessungen einen weit erhöhten Wasserverbrauch von 800 cbm erwarten. Schon von 2010 bis 2015 lag der Verbrauch bei über 900 m³. In der Vergangenheit war hier der Einbau einer Edelstahlwanne erwogen, dann aber aus Kostengründen verworfen worden. Die Beleuchtung im Brunnen ist derzeit nur eingeschränkt betriebsfähig. Nur eine von drei Leuchten funktioniert.

Aufgrund des prominenten Standortes erscheint dem Techn. Bauamt ein Brunnenbetrieb unabdingbar. Die Stadtverwaltung wird hier nochmal die Kosten und Amortisation sowie mit der Denkmalschutzbehörde den Einbau prüfen. Auf die weitere Brunnenbeleuchtung würde in diesem Zuge verzichtet werden. Wir gehen davon aus, dass die Maßnahme Edelstahlwanne im Jahr 2024 durchgeführt werden sollte.




Brunnen am Schrannenplatz / Bäckerbrunnen

Der Brunnen wird mit Frischwasser betrieben. Der Verbrauch war in den letzten Jahren stark schwankend. Momentan liegen der Wasserverbrauch und die Gesamtkosten unter dem langjährigen Mittel. Der Brunnen zeigt technisch oder baulich keine Auffälligkeiten. Die regelmäßige Unterhaltsleistung besteht hauptsächlich in der Reinigung der Bodenfläche. Verschmutzungen durch Zigarettenkippen und Moos sind die Regel. Bei Märkten werden vermutlich durch den dortigen Pilsstand Natursteinquader auf die Brunnenfläche geschoben, die durch den Bauhof wieder zurückgesetzt werden müssen. Hier soll eine Rechnungsstellung an den Verursacher diese Kosten neutralisieren.







Brunnen Spitalgasse

Der Brunnen in der Spitalgasse besitzt eine Zisterne. Er lief bis 2022 reduziert, der Schwimmer musste zuletzt repariert werden. 2023 wurde er abgeschalten, da wiederholt der Schwimmer nicht funktionierte. Bisher sind keine Beschwerden beim Bauhof oder dem Technischen Bauamt eingetroffen, die den Brunnenbetrieb vermissen. Der Unterhalt wird vom Bauhof als relativ hoch angesehen. Wegen hoher Verschmutzung durch Laub u.a. ist der Bodenablauf oft verstopft, so dass die Empfehlung des Bauhofs ein dauerhaftes Abschalten wäre.



Brunnen Füssen-West, Ecke Hohenstaufen- und Welfenstraße

Der Brunnen in Füssen-West war 2022 weitgehend außer Betrieb. In dieser Zeit wurde die Technik erneuert und in einem Technik-Schrank oberirdisch untergebracht. Die Beckensohle wurde mit Estrich erneuert. Der Brunnenbereich selbst ist ein beliebter Aufenthaltsort in Füssen-West und hat aufgrund der Erneuerungen relativ geringe Verbrauchswerte.



Sieben-Stein-Brunnen

Der Sieben-Stein-Brunnen ist das langjährige Sorgenkind in der Stadt Füssen. Der Brunnen ist aufgrund des Standorts an der Hauptkreuzung und den Rotationen die auffälligste Brunnenanlage in Füssen. Der Brunnen läuft in der Saison täglich von 10 bis 21 Uhr. Diese Anlage verursacht die höchsten Kosten im Bereich Brunnen. Die Verbrauchwerte, vor allem von Wasser sind trotz einer Zisterne relativ hoch. 

Gründe dafür sind:
  • Spritzwasser 
  • nicht mehr funktionierende Bodenmodellierung 
  • Probleme mit Nachfüllen von Fehlwasser
  • automatische Schaltungen
  • Verdunstung

Generell ist die Einstellung der Anlage recht diffizil. Durch die Rotation der Steinaufsätze, die bei ausreichend Wasserdruck in den Säulen hervorgerufen wird, wird das Wasser in den näheren oder zumal auch weiteren Umkreis um die einzelnen Säulen verspritzt. Bodenmodellierungen sollen das Spritzwasser zurück über Einläufe in die Zisterne leiten. 
Beim Betrieb kommt es des Öfteren vor, dass die aufgesetzten Steine stehen bleiben und von alleine nicht wieder in Rotation kommen. Je nach Lage des Steines auf der Säule kann es vorkommen, dass ein starker Wasserschwall seitlich über die Bodenmodellierungen hinaus Wasser verteilt. 

Dieses Wasser fehlt zunehmend dem Kreislauf. Die Technik ist jedoch so ausgelegt, dass ab gewissen Fehlmengen in der Zisterne das System mit Abschalten reagiert. Im Umlauf befindliches Wasser fließt zurück in die Zisterne, dort wird fehlendes Wasser aus der Frischwasserleitung ergänzt.

Das System startet dann nach einiger automatisch neu. Durch den Wasserdruck werden jedoch nicht alle Steine wieder in Rotation versetzt, so dass die Folge wieder ungünstiges Spritzwasser sein kann. Das Abschalten, Frischwasserergänzung und Automatisches Neustarten wiederholt sich dann mehrere Male, bis manuell die Steine wieder angeschubst werden. 

Weiter müsste die Modellierung der Platzoberfläche neu modelliert werden. Momentan kann Brunnenwasser oberflächlich an einigen Stellen an der Modellierung vorbei in eine Rinne ablaufen, die an die Regenwasserleitung der gesamten Platzentwässerung angeschlossen ist. Auch dieses Wasser ist dem Brunnenbetrieb unwiderruflich verloren und muss durch Frischwasser ergänzt werden. 

Weiter ist die Oberfläche des gesamten öffentlichen Platzes und der Brunnenanlage mit Kleinsteinpflaster belegt und verfugt. Die Verfugung hat sich über die Jahre seit Inbetriebnahme natürlich verändert. Risse und Spalten haben sich gebildet, durch die das Wasser in die Tragschichten gelangen und damit ebenfalls dem Kreislauf entzogen sind. 

Aus der Erläuterung wird klar, dass unbedingt Maßnahmen zu ergreifen sind. Die Brunnenanlage steht 2023 still. Nur ein einer 2-wöchigen Testphase war er in Betrieb. Es wurde dabei festgestellt, dass aktuell aufgrund der Mängel innerhalb einer Woche 150 cbm Frischwasser verbraucht werden. Davon sind 30 cbm durch einen defekten Schwimmer bedingt.

Weiter ist zu überlegen, wie ein zukünftiger Betrieb Brunnens aussehen soll, welche Maßnahmen mit welchen Kosten zu ergreifen sind. 

Erforderliche Maßnahmen betreffen eine Erneuerung der Technik incl. einer Änderung der Einschaltautomatik: Nach einem Not-Aus wegen Wasserverlust sollte nur ein händisches Einschalten mit Kontrolle und ggfs. Anschubsen möglich sein. Ein großer Wasserverlust vor allem übers Wochenende ließe sich so gut vermeiden. Diese Technische Erneuerung müsste auf jeden Fall unbeachtet von Reduzierungen der Anzahl rotierender Steine durchgeführt werden.
Eine Kostenschätzung für die Technik-Erneuerung beträgt ca. 16.000€.

Die bauliche Sanierung in der Pflaster-Oberfläche bedeutet funktionsgerechte Modellierung und Fugenabdichtung. Hier würde sich die Sanierungsfläche je nach Wunsch an rotierenden Steinen und deren Standort ergeben. Bei einem Betrieb aller Brunnensäulen wäre im schlimmsten Fall bei einer gesamten Brunnenfläche von 150 qm von Kosten in Höhe von 32.000 € auszugehen; durch Entfall einzelner Säulen und geschickte Wahl von Modellierungen ließen sich natürlich Bearbeitungsflächen und Kosten einsparen.


Geigenbauer-Brunnen am Brotmarkt

Dieser Brunnen mit Zisterne hat relativ geringe Verbrauchskosten. Allerdings sind Probleme an den Magnetventilen bekannt. Es ist damit zu rechnen, dass in absehbarer Zeit Reparaturleistungen fällig werden. 

Bei Eintritt des Defekts ist weiteres zu entscheiden. 

 




Brunnen in Wiedmar

Der Brunnen wird mit Frischwasser betrieben. Er ist der einzige in Weißensee und läuft mit relativ geringen Kosten.








Brunnen Schwebender Stein in der Alatseestraße 

Diesem Brunnen ist ein Trinkbrunnen beigefügt. Der Brunnen selbst verfügt über eine Zisterne. Der Stein im Brunnenbecken wird aus mehreren Wasserdüsen bestrahlt. Der Stromverbrauch ist dementsprechend gegenüber anderen Brunnenanlagen erhöht. 
Die Anlage auf dem Platz in Bad Faulenbach läuft derzeit problemlos. 










Fazit und Empfehlung:

Es werden Entscheidungen zum Sanierungsumfang Sieben-Stein-Brunnen und dem Einbau von Zisternen in reine Frischwasser-Anlagen erforderlich sein.

Mit Blick auf aktuelle und zukünftig steigende Anforderungen an die Klimaanpassung sollte der Betrieb von Zierbrunnen in dem Kontext der Fragestellung beraten werden, wie die Stadt Füssen grundsätzlich mit Wasser und natürlich besonders Trinkwasser umgeht. Im engeren Sinne und im öffentlichen Raum betrifft dies vor allem Trinkbrunnen, Zierbrunnen und die Einspeisung von Wasser in die Kneippanlagen. Die Verwaltung regt an, dieses Thema daher nicht nur im Hinblick auf die Frage, wer die Kosten trägt, sondern auch mit Blick auf Klimaanpassungsprozesse zu beleuchten. Am Beispiel: Sind eine Stilllegung oder aber eine Reaktivierung des Sieben-Stein-Brunnens in bisheriger Form tatsächlich die einzigen Optionen, die letztlich darüber entschieden werden, ob die Kosten einer Reparatur tragbar sind und wer sie trägt? Eine Diskussion lediglich aus Kostensicht und nur zur Bewahrung und Finanzierung von in der Vergangenheit entwickelten (Infra)Strukturen greift zu kurz. Verwaltungsseitig sollten diesbezügliche Vorschläge durch das Bauamt, die Stadtwerke und FTM entwickelt werden, um in der nächsten Stufe durch die städtischen Gremien beraten zu werden. In diesem Sinne würde diese Fragestellung bereits einem Klimaanpassungskonzept vorgreifen, das zukünftig vermutlich auch von der Stadt Füssen zu entwickeln sein wird und bei dem der Umgang mit der Ressource Trinkwasser eine große Rolle spielen wird.

Diskussionsverlauf

Thomas Baier vom Technischen Bauamt erläuterte die im Sachvortrag enthaltenen Daten und Fakten. Grundsätzlich aber will die Stadt Füssen an den Brunnen festhalten, da sie für das Stadtklima eine steigende Bedeutung hätten, wie Baier vor allem für den Siebensteinbrunnen ausführte. 

Ilona Deckwerth würde diesen Brunnen, aber auch andere Brunnen, insbesondere diejenigen, die von besonderer touristischer Bedeutung sind“ gerne Füssen Tourismus und Marketing (FTM) zuordnen. Füssen Tourismus und Marketing könnte diese Kosten dann bei der nächsten Kalkulation des Kurbeitrags einpreisen. Weiterhin regte Ilona Deckwerth an, doch zu überlegen, ob man andere Brunnen nicht den Füssener Stadtwerken als dem Wasserversorger der Stadt zuordnen könnte. 

Erster Bürgermeister Maximilian Eichstetter ergänzte dazu, dass jetzt, nachdem alle Zahlen und Fakten auf dem Tisch liegen, das Technische Bauamt der Stadt, die Stadtwerke und FTM Vorschläge erarbeiten sollen, wie weiter mit den städtischen Brunnen verfahren werden soll. 

Peter Hartung wies noch darauf hin, dass nicht möglich sei, alle Kosten FTM aufzuerlegen. Aus den Kalkulationen und den bisherigen Gesprächen wissen alle, dass ein Teil der Leistungen immer der Allgemeinheit zugute komme, was sich zwangsläufig auch in der Kalkulation wiederspiegeln werde.

Einigkeit bestand im Gremium, dass die Brunnen erhalten werden sollen.  Um den Frischwasserverbrauch zu senken, will man nun prüfen, welche Reparaturmaßnahmen zielführend sind. Wo macht eine Zisterne Sinn (etwa beim Mädchenbrunnen)? Wäre eine Edelstahlwanne im Stadtbrunnen die Lösung? Oder beim Sieben-Stein-Brunnen: Wie lässt sich die Technik verbessern und sollte die Anzahl der rotierenden Steinköpfe reduziert werden?

Bei den weiteren Überlegungen und Prüfungen solle neben den touristischen Aspekten auch die historische Bedeutung der Brunnen nicht außer Acht bleiben.

Eine Beschlussfassung zu diesem Thema erfolgte nicht.

Datenstand vom 01.10.2024 16:43 Uhr