Modal Split Erhebung im Rahmen der Studie "MiD 2023"


Daten angezeigt aus Sitzung:  3. Sitzung des Bau- und Umweltausschusses, 01.06.2022

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Bau- und Umweltausschuss (Stadt Lindau) 3. Sitzung des Bau- und Umweltausschusses 01.06.2022 ö beschließend 3

Sachverhalt

Mobilität gehört für die meisten Menschen in Lindau zur Alltagserfahrung. Unterwegs zu sein, ist für viele Bürgerinnen und Bürger ein wichtiger Tagesbestandteil – zur Arbeit oder zur Schule, auf dem Weg zu Erledigungen, in der Freizeit oder bei anderen Gelegenheiten. Diese Erfahrung ist wesentlich selbstverständlicher geworden als noch vor wenigen Jahrzehnten. Obwohl sie in vielen Fällen mit dem Auto verknüpft ist, ist Mobilität mehr als der Weg mit dem Auto. Zu Fuß oder mit dem Rad zurückgelegte Wege haben einen nicht geringen Anteil. Ohne Busse und Bahnen ist eine funktionierende Mobilität in Lindau nicht denkbar. 
Die Rahmenbedingungen für dieses Geschehen verändern sich. Erheblichen Ein-fluss hatten die Corona-Pandemie sowie die bereits implementierten Mobilitätsmaßnahmen. Jedoch ist davon auszugehen, dass sich deren Auswirkungen Schritt für Schritt reduzieren. Zentraler ist der inzwischen breit getragene Anspruch, den Alltagsverkehr vom stark dominierenden Autoverkehr mehr und mehr auf andere Verkehrsträger zu verlagern.

Darauf muss die Verkehrsplanung reagieren. Sie kann dies nicht, ohne Mobilität in ihrer aktuellen Struktur zu kennen und zu verstehen. Diese ist innerhalb der Stadt und für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen unterschiedlich. Für Grundschülerinnen und Grundschüler bedeutet Alltagsmobilität etwas anderes als für Studentinnen und Studenten, für Berufstätige etwas anderes als für ältere Menschen. Hinzu kommen neue Verkehrsangebote. Für die Bürgerinnen und Bürger ist Mobilität ein hochwertiges Gut. Es gestaltet sich im Alltag jedoch nicht immer unproblematisch. Individuelle ökonomische Bedingungen oder Verkehrsengpässe, die alle betreffen, gehören zur täglichen Mobilitätserfahrung.

Um Aufschluss über die Verkehrsbedürfnisse und die Verkehrsgewohnheiten der Lindauer Bevölkerung zu erlangen, wurde im Rahmen des KLiMo eine standardisierte Haushaltsbefragung (Jahr 2015) durchgeführt. Die Ergebnisse geben Aufschluss über die Verkehrsmittelwahl (Modal-Split) sowie wichtige Verkehrsbeziehungen und ermöglichen einen fundierten Vergleich mit anderen Städten und Gemeinden. Darüber hinaus dienen sie als valide Basis zum Messen von Veränderungen des Verkehrsverhaltens. Haushaltsbefragungen sind eine notwendige Grundlage für Verkehrsprognosen.
Veränderungen im Mobilitätsverhalten lassen sich maßgeblich über die Durchführung von Haushaltsbefragungen feststellen. Da hierbei deutlich erkennbare Veränderungen erst längerfristig zu erwarten sind und der Erhebungsaufwand zur Ermittlung des Modal Split sehr hoch ist, wurde im KLiMo vorgeschlagen, eine erneute Haushaltsbefragung erst gegen Ende des Planungshorizontes des KLiMos durchzuführen, allerdings lässt sich durch standardisierte deutschlandweite Erhebungen der Aufwand reduzieren. Lindau hat die Möglichkeit erneut den Modal Split zu erheben und somit durch regionale Vertiefung im Rahmen der Studie Mobilität in Deutschland 2023 „MiD“ die Veränderungen im Mobilitätsverhalten zu kontrollieren. 

Fachliche Bewertung

Die Studie Mobilität in Deutschland  „MiD“ ist die größte  bundesweite Erhebung und auch weltweit eine der größten Erhebungen zur Alltagsmobilität. 
Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) hat in den Jahren 1976, 1982 und 1989 die Kontinuierlichen Erhebungen zum Verkehrsverhalten (KONTIV) in Westdeutschland durchgeführt. Diese Reihe wurde mit der 2002 etablierten und 2008 sowie 2017 erneut durchgeführten Studie Mobilität in Deutschland (MiD) fortgesetzt und deutlich weiterentwickelt. 
Diese Datengrundlage soll im Jahr 2023 aktualisiert werden, hierfür hat das BMDV ein Rahmenvereinbarung mit dem infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH abgeschlossen, darüber hinaus besteht die Möglichkeit, eine regionale Erweiterung der Stichprobe für die Stadt Lindau zu beauftragen.

In der MiD 2023 wird für die Stadt Lindau nach aktuellem Stand sowohl die bundesweite Stichprobe als auch eine Aufstockung im Auftrag des Landes Bayern für eine städtische Auswertung keine ausreichend große Zahl von befragten Haushalten vorsehen. Um dies zu gewährleisten, ist eine regionale Aufstockung notwendig. Daher bietet uns das Institut infas eine Erweiterung um 500 Haushalte an. Dies entspricht etwa 1.000 befragten Personen. Diese werden mit den ggfs. anfallenden Anteilen aus den übrigen beiden Aufträgen zusammengeführt. 
Das Ziel ist ein repräsentatives, hochrechenbares und regional differenziertes Gesamtbild der Alltagsmobilität der Bevölkerung. Die geplante Erhebung MiD 2023 umfasst alle Verkehrsarten einschließlich der Wege, die ausschließlich zu Fuß zurückgelegt werden. Die Studie MiD ist die größte bundesweite Erhebung und auch weltweit eine der größten Erhebungen zur Alltagsmobilität. 
Dabei stehen eine inhaltliche Replikation wie die punktuelle Verbesserung der Studienmethodologie im Vordergrund. Dies soll die Vergleichbarkeit mit den zurückliegenden Erhebungen sichern sowie die Attraktivität für regionale Beteiligte und wissenschaftliche Nutzung sichern. Wichtig sind darüber hinaus eine noch bessere Abdeckung aller Bevölkerungsgruppen und eine zielgruppenorientierte Ergebnisaufbereitung. 



Studiendesign und Fragebogen
Die Erhebung findet in einem Methodenmix zwischen telefonischen, schriftlichen und online Interviews statt. 

Stichtagserhebung gestreckt über 365 Tage, somit volle 12 Feldmonate, voraussichtlich ab Januar 2023 

Mobilitätserhebung im Rahmen der MiD 2023 
  • Stichprobenziehung 
  • Erhebung der Mobilität für die beauftragte Anzahl Haushalte 
  • Datenaufbereitung und Gewichtung 
  • Geokodierung der Start- und Zielpunkte der Wege 
  • Zuspielen von Raumvariablen 
  • Serviceleistung für Befragte per Telefon und Live Chat 
Projektdokumentation im Rahmen der MiD 2023 
  • Methodenbericht im Rahmen der Bundesstichprobe 
  • Nutzungshandbuch im Rahmen der Bundesstichprobe 
  • Bundesweite Ergebnisberichte 

Projektdokumentation für Lindau 
  • Tabellenbände zur Dokumentation der Ergebnisse 
  • Ergebnisdatensätze 






Fazit

Die Beauftragung für eine regionale Stichprobenaufstockung erfolgt unter der Rahmenvereinbarung zur Durchführung der Studie „MiD 2023“, die infas mit dem BMDV geschlossen hat.

Grundprinzip des Angebots
  • Bund trägt Kosten für Entwicklung der Grundkonzeption und Methodik
  • Regionale Partner tragen nur reine Zusatzkosten der Erhebung regionaler Vertiefungsstichproben 
  • Abruf von Leistungen aus Rahmenvertrag des BMDV mit Auftragnehmenden
  • Vertragspartner der regionalen Partner: Auftragnehmende
  • Auswertungen, Berichte etc. auf Anforderung und Kosten regionaler Partner

Win-Win-Situation
  • Regionale Partner: Vergleichsmöglichkeiten, methodisches Konzept, organisatorischer Rahmen
  • Bund und alle Datennutzer der MiD: Verbesserte Auswertungsmöglichkeiten

Ausblick: Institutionalisierung der Mobilitätserhebungen

Finanzielle Auswirkungen


einmalig
laufend
Finanzielle Auswirkungen:
36.000
     
Mittel stehen (nicht) zur Verfügung
Haushaltsstelle/
Deckungsvorschlag
   




Die von infas angebotene Leistung umfasst die Stichprobenkonzeption, die Durchführung der Erhebung sowie die tabellarische Aufarbeitung der Ergebnisse. Ebenso eingeschlossen ist die Übergabe der Datensätze in anonymisierter Form entsprechend den mit dem BMDV noch zu vereinbarenden datenchutzkonformen Aufbereitungsregeln.

Der Rahmenvertrag sieht folgende Basiskosten für regionale Stichproben vor: 
Fallpreis für die Erhebung und Aufbereitung (ohne Berichterstattung): 58,50 Euro pro Haushalt zuzüglich Mehrwertsteuer. Damit ergeben sich bei einer Aufstockung um 500 Haushalte Kosten in Höhe von 29.250,00 EUR (Netto).

Die Stadt Lindau erhält Ende 2024 die regionalen Ergebnisse zu den befragten Haushalten aus der Bundesstichprobe. 

Beschluss

  1. Der Bau- und Umweltausschuss ermächtigt die Verwaltung, die Aufstockung der Stichprobe zur Modal-Split-Erhebung im Rahmen der MiD 2023 zu beauftragen

  1. Der Bau- und Umweltausschuss empfiehlt dem Finanzausschuss, für die Modal-Split-Erhebung 36.000 € im Verwaltungshaushalt 2023 zu berücksichtigen. 

Abstimmungsergebnis
Dafür: 13, Dagegen: 0

Datenstand vom 08.07.2022 11:46 Uhr