1. Einführung
Die Eissporthalle Lindau ist seit ihrer Entstehung als offene Eisbahn nach und nach zu der heutigen Form weiterentwickelt worden. Aus diesem Grund stellt sie baulich eine Kompromisslösung dar. Die Eissporthalle wurde über die Zeit mit den jeweils vorhandenen Mitteln schrittweise den akuten Erfordernissen angepasst, was naturgemäß dazu führt, dass das Gebäude nicht mit einer modernen oder „aus einem Guss“ heraus entstandenen Eissporthalle verglichen werden kann.
Dies zeigt sich insbesondere an dem hohen Energiebedarf der Anlage. Die Eissporthalle ist kein komplett geschlossener Baukörper. Nach Süden ist die Fassade teilweise offen. Auch ist das Dach nicht gedämmt. Dies führt durch den beständigen Luftaustausch zu einer hohen Luftfeuchtigkeit im Gebäude, was zeitweise zu Nebelbildung im Eisfeldbereich und zu erschwerten Nutzungsbedingungen der Eisfläche insgesamt führt. Auch besteht im Gebäude eine starke Kondenswasserbildung, die auf die Eisfläche wirkt und zu einem erhöhten Unterhalt derselben führt.
Ganz besonders zeigt sich dieses raumklimatische und damit auch einhergehende energetische Defizit der Eissporthalle an den hohen Energiekosten. Diese belaufen sich auf rund 220.000 € / Jahr. Dieses Defizit trägt die Stadt. Dies stellt eine kontinuierliche Belastung des städtischen Haushalts dar und wurde im Konsolidierungsprozess in diesem Jahr entsprechend thematisiert. Die Energiekosten variieren von Jahr zu Jahr etwas, abhängig davon, ob Herbst- und Frühling eher warm oder kalt sind. Klar ist, dass dieser Zustand im Hinblick auf Klimaschutz und Haushaltskonsolidierung so nicht auf Dauer aufrechterhalten werden kann. Deswegen sind grundsätzliche Entscheidungen zum weiteren Vorgehen in Bezug auf die Eissporthalle erforderlich.
Trotz ihrer baulichen Defizite ist die Eissporthalle für den Eissport in Lindau von zentraler Bedeutung. Neben der Möglichkeit, Schlittschuh zu fahren, bietet die Eissporthalle Veranstaltungen wie die Eislaufdisco, Public Viewing und ermöglicht Schulsport für Lindauer und auswärtige Schulen. Sie ist aber auch das Heimstadion der Lindau Islanders, die als Profiverein in der Oberliga Süd spielen.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Eissporthalle von Herbst bis Frühjahr gut belegt ist und einen nennenswerten Beitrag zum Freizeitangebot in der Stadt beiträgt.
2. Optionen bezüglich des grundlegenden Umgangs mit der Eissporthalle
2.1 Entwicklungsthema Eichwald Nord
Die Eissporthalle ist funktionaler Bestandteil des Gesamtareals Eichwald, das auch die Therme Lindau und das Eichwaldbad umfasst. Sie alle dienen der Freizeitnutzung, die diesen sensiblen Landschaftsbereich maßgeblich prägt. Daher ist die Eissporthalle bei der Frage, wie das Gebiet Eichwaldquartier entwickelt werden soll, mit zu betrachten und in Abwägung zu stellen.
Für das Gebiet Eichwaldquartier führt die Stadt Lindau aktuell einen Prozess mit dem Bau- und Umweltausschuss durch, in dem die Frage geklärt werden soll, wie eine friedliche und zwischen den einzelnen Betroffenen weitgehend einvernehmliche Entwicklung des Eichwaldquartiers gelingen kann. Zwar hat der Bau- und Umweltausschuss in einer Sondersitzung am 01.07.2024 bereits entschieden, dass die Flächen des Eichwaldquartiers entwickelt werden sollen, allerdings ist die Frage des „Wie“ noch zu offen. Für diese Klärung soll eine Anhörung und Diskussion aller relevanten Betroffenen im Bau- und Umweltausschuss erfolgen. Deren Nutzungsabsichten sollen dann diskutiert und möglichst in einem Strukturkonzept dargestellt werden. Dieses soll dann die Grundlage für die Entscheidung und den Beschluss des Bau- und Umweltausschuss dienen und klarstellen, wie eine Entwicklung des Eichwaldquartiers erfolgen kann.
Im Zuge der Betroffenenbeteiligung werden auch der Förderverein Eissportarena Lindau e.V. angehört. Es soll ermittelt werden, wie der Verein die Entwicklung des Eissports in Lindau bewertet und ob seitens des Vereins der Wunsch sowie die finanzielle wie organisatorische Möglichkeit bestehen, eine neue Eissporthalle im Eichwaldquartier zu errichten. Maßgeblich wird hier auch der Flächeneigentümer, die Schauer und Co. GmbH zu beteiligen sein, welche einer Nutzung der Flächen im Eichwaldquartier zustimmen muss.
Sollte eine ernsthafte Entwicklungsabsicht des Fördervereins Eissportarena Lindau e.V. und etwaiger weiterer Vereine sowie der Schauer & Co GmbH gegeben sein, könnte im Eichwaldquartier eine neue Eissporthalle errichtet werden. Aufgrund der finanziellen Lage der Stadt kann ein solches Projekt jedoch nicht durch die Stadt Lindau (B) finanziert, gebaut oder organisiert werden.
Der bisherige Standort der Eissportarena würde im Fall eines Neubaus im Eichwaldquartier aufgegeben. Sodann wäre politisch zu entscheiden, ob und wenn ja, wie die freiwerdende Fläche anschließend genutzt werden soll. Seitens der Therme Lindau wurde signalisiert, dass Interesse an einer Erweiterung besteht. Diesbezüglich fanden noch keine Gespräche oder Zusagen seitens der Stadt statt.
2.2 Sanierungsoption
Eine weitere Möglichkeit zum Umgang mit der Eissporthalle ist deren energetische Sanierung. Aktuell läuft auf Initiative des Fördervereins ein Studienprojekt der Hochschule Biberach mit der Frage, wie die Eissporthalle energetisch saniert werden kann. Die Ergebnisse werden im März 2025 erwartet. Auf deren Grundlage beabsichtigt der Verein, selbst ein Sanierungskonzept erstellen zu lassen, das klären soll, ob und mit welchem Aufwand die Eissporthalle modernisiert und auf ein energetisch zu vertretendes Maß umgebaut werden kann. Mit dem Konzept wird bis Jahresmitte 2025 gerechnet.
Die Ergebnisse dieser Untersuchung können ebenfalls als Orientierung dafür dienen, wie hoch die städtische Kostentragung (Zuschuss, Übernahme Energiekosten) perspektivisch aussehen kann. Grundsätzlich ist diese Frage aber losgelöst zu beantworten und abhängig von der Frage, was der städtische Haushalt zulässt und welche Zielgruppen gefördert werden sollen.
2.3 Synthetische Eislaufbahn
Als dritte Option besteht die Möglichkeit politisch zu klären, welche Zielgruppe mit der städtischen Förderung des Eissports erreicht werden soll. Derzeit umfasst das Freizeit-Angebot der Eissportarena
- Profisport
- Schulsport
- Kinder- und Jugendarbeit
- Publikumslauf, Eisdisco für Bürgerinnen und Bürger
Wenn der Umfang des Angebots auf ein energie- und kostensparenderes Niveau reduziert würde, bestünden verschiedene Möglichkeiten, baulich darauf zu reagieren. Dies könnte z.B. über die Reduzierung der Eissporthalle auf ein Basisangebot mit einer Kunststoffeisbahn erfolgen. Darauf könnten mit verhältnismäßig geringem finanziellen Aufwand weiterhin Eislaufen für Kinder und Jugendliche, Publikumslauf, Eisdisco u.ä. Freizeitaktivitäten angeboten werden, jedoch kein Profisport, da Kunststoffeisbahnen für Wettbewerbe nicht zugelassen sind.
Die bestehende Eissporthalle müsste dann nicht aufwendig saniert werden. Ein großer Teil der bestehenden Infrastruktur wie Mannschaftsräume, Logen und VIP-Bereiche wären nicht mehr vonnöten und könnten ggfs. rückgebaut werden.
3. Belange des Haushaltes
3.1 Finanzierbarkeit der Eissporthalle aus Sicht des Haushaltes
Im Haushaltsplan 2024 weist der Unterabschnitt 563 – Eissportarena eine Unterdeckung von 349.000 € aus (Abschreibungen und kalkulatorische Kosten nicht einberechnet). Wegen der noch unvollständigen Ausgabenerfassung 2022 weist die Jahresrechnung 2022 ein Defizit von rund 300.000 € aus. Für das Jahr 2023 dagegen ergab sich in der Jahresrechnung ein Zuschussbedarf von 430.000 €.
Größte Ausgabenposten sind neben der Energie für die Kälteerzeugung (etwa 210.000 €), das Betreiberentgelt (knapp 110.000 €), die Miete für die Kälteanlage (rund 40.000 €) und die Instandhaltungspauschale (mehr als 36.000 €). Auf der Einnahmenseite steht allein die Pachteinnahme und Betriebskostenerstattung, mit welcher nur knapp ein Sechstel der Ausgaben gedeckt werden können. An Betriebskosten werden neben Steuer und Versicherung, Wasser- und Abwasser abgerechnet.
Aus Sicht der Kämmerei ist hervorzuheben, dass sich der Zuschussbedarf im Lauf der Jahre von 188.000 € im Jahr 2012 auf 430.000 € im Jahr 2019 weit mehr als verdoppelt hat, was u.a. auch auf die steigenden Anforderungen des Profisports zurückzuführen ist.
In den Corona-Jahren, besonders 2020, stieg dieses Defizit nochmal deutlich an. Unter Einbeziehung von Abschreibungen und kalkulatorische Kosten bleibt die jährliche Unterdeckung seither auf dem Niveau von über 400.000 €.
Für den Haushalt stellt die Eissportarena in der jetzigen Form eine hohe Belastung dar. Durch die Preissteigerungen bei Energie hat sich dies nochmals erhöht. Angesichts der ohnehin angespannten Haushaltslage und der anstehenden Aufgaben im Pflichtaufgabenbereich (insbesondere Schulen), muss auch dieser freiwillige Bereich ein Beitrag zur Entlastung des Verwaltungshaushaltes leisten.
3.2 Auftrag aus dem Konsolidierungsprozess / Potenziale
Im Haushaltskonsolidierungsprozess wurden einige Potenziale im Bereich der Eissportarena auch in Verbindung mit dem gesamten Thermen-Gelände identifiziert:
- AG 05.126 – Entwicklung Therme Nord mit Verlagerung und Privatisierung Eissportarena, Verkauf/Erbbaurecht Grundstück für Thermenerweiterung:
Hierin liegt die eher mittel- bis langfristige Perspektive, die bereits unter 2.1 Entwicklung Eichwald Nord dargestellt wurde. Je nach dem besteht die Möglichkeit eines privatfinanzierten Neubaus der Eishalle bei gleichzeitiger Freiwerdung und etwaiger Vermarktungsmöglichkeit des bisherigen Standorts.
- AG 04.028 – Senkung Ausgaben und Deckelung insbesondere Energiekosten und Kälteanlage: Unter 2.2 Sanierungsoptionen wurde erläutert, dass derzeit Prüfungen laufen, um die bestehende Eissportarena energisch zu optimieren und so die laufenden Kosten zu senken. Eine Finanzierung hierzu ist noch nicht geklärt.
- AG 04.038 – Kältezeiten reduzieren, um Stromkosten zu senken:
Bereits 2023 wurden die Zeiten im August/September und März/April reduziert. Ebenso die Eisdicke. Wegen der für den Profisport erforderlichen Eiszeiten für den Ligabetrieb und Training hierfür erscheint das mögliche weitere Einsparpotenzial hier eher gering. Zudem besteht auch eine große Abhängigkeit von der Wetterlage, die sich auf den Energieverbrauch auswirkt.
3.3 Verhältnis der Zuschüsse an die Eissporthalle und den Förderverein im Vergleich zu der Förderung anderer Lindauer Vereine
Bezogen auf den jährlichen Sportetat (Vereinszuschüsse, Defizitausgleiche) der Stadt Lindau (B) von insgesamt rund 900.000 €, erhält die Eissportarena bzw. der Förderverein mit knapp 44% hiervon den mit Abstand größten Anteil.
Wie oben beschrieben, fallen hier insbesondere die Energiekosten für die Kälteanlage sowie die Miete für die Kälteanlage ins Gewicht. Daneben bedeuten Instandhaltungspauschale und Betreiberentgelt noch weitere größere Ausgabeposten.
Bei Gesamtbetrachtung aller Vereinszuschüsse (Sport, Kultur, Musik, Heimatpflege usw.) ist festzustellen, dass neben der Eissportarena nur der Verein der städtischen Musikschule einen Zuschuss/Defizitausgleich im siebenstelligen Bereich erhält.
Alle anderen Lindauer Vereine liegen deutlich darunter. Zuschüsse zwischen 10.000 € und 100.000 € bzw. zwischen 5.000 € und 10.000 € erhalten pro Jahr je rund 15 Vereine. Der Großteil der Zuschüsse liegt bei unter 5.000 € bzw. sogar unter 1.000 € pro Verein und verteilt sich auf insgesamt rund 60 Zuschussnehmer.
Bei der Neubetrachtung und künftigen Begrenzung der Zuschusshöhe sollte in Anlehnung an die Sportförderrichtlinien eine Gleichbehandlung zu anderen Sportvereinen untersucht und ggfs. herbeigeführt werden. Dazu ist zu Beginn des Jahres 2025 von der Verwaltung ein Workshop im Finanzausschuss vorzubereiten, in dem die Eckpunkte für Sportförderung nach Sportförderrichtlinien für die Eissportarena Anwendung finden könnten, wie die Herkunft der Nutzer, Wohnorte der Mitglieder u.a.
4. Nutzerstruktur
4.1 Belegung der Eissporthalle
Der Belegungsplan der Eissportsaison 2024/2025 zeigt eine täglich durchgehende Nutzung von 8.00 Uhr bis 22.30 Uhr auf. Lediglich am Samstag beginnt der Betrieb erst um 8.15 Uhr und am Sonntag um 9.00 Uhr.
Werktags findet von 8.00 Uhr bis 9.15 Uhr Schulsport für Lindauer Schulen statt. Von 9.45 Uhr bis 12.00 Uhr nutzen dann Kindergärten, Schulen des Umlandes und weiterführende Schulen des Landkreises die Eissporthalle. Montags und mittwochs findet auch nachmittags bis 14.30 Uhr Eissport durch weiterführende Schulen und Schulen aus dem Umland statt. Nach dem Schulsport ist dienstags, donnerstags und freitags Zeitfenster von 1,5 Stunden für den Publikumslauf gegeben, anschließend findet wochentags der Trainingsbetrieb des EV Lindaus statt. Ab 21.15 Uhr bis 22.30 Uhr steht die Eissporthalle dann Hobbyeisläufern zur Verfügung. Am Samstag wird die Belegung durch die Eislaufdisco ergänzt. Diese findet in zwei Blöcken, als Mini-Eislaufdisco und Publikumslauf von 13.30 Uhr bis 16.15 Uhr und abends von 19.45 Uhr bis 22.00 Uhr statt.
4.2 Ausnutzung der Eissporthalle
Der Belegungsplan (Anlage) zeigt, dass die Eissporthalle durchgängig genutzt wird. Insbesondere Schulnutzung und Eishockeytraining nehmen dabei den größten einzelnen Zeitanteil ein. Auch wenn gerade für die externe Schulnutzung keine Übersicht über deren Herkunft erstellt werden konnte, zeigt sich, dass hier von einem regionalen Einzugsbereich auszugehen ist. Gerade die Eislaufdisco bietet Jugendlichen am Samstagabend eine gut genutzte Beschäftigungsmöglichkeit.
4.3 Profisport Eishockey: Vorgaben und sportliche Entwicklung
Eine besondere Bedeutung hat die Eissporthalle natürlich für den Profisport. Die Eissporthalle ist Heimstadion der Lindau Islanders. Diese spielen in der Oberliga Süd, dass die dritte Profiliga in Bayern darstellt. Damit spielen sie hochklassiger als die städtischen Fußballvereine.
Entsprechend sind verschiedene technische und bauliche Kriterien einzuhalten. Standardeisflächen haben eine Größe von 60 x 30 m (nach IIHF-Standards; möglich aber im Profibetrieb unüblich wäre auch eine Reduzierung auf das nordamerikanische Maß von 60 x 25 m) mit einem Eckenradius von 8 m und mit einer Eisdicke von 2,5 bis 4 cm. Die Kühlung der Eisfläche muss, auch an warmen Wintertagen bei -4° bis -6° Celsius liegen. Anforderungen bestehen speziell also bei der Kühlung, aber auch bei der Regulierung der Luftfeuchtigkeit und bei der Beleuchtung. Gerade im Bereich der Luftfeuchtigkeit besteht durch die Seenähe und die Öffnungen im Gebäude Handlungsbedarf. Zudem muss die Spielfeldbande ersetzt werden, da diese ebenfalls nicht mehr den aktuellen Anforderungen entspricht.
Neben diversen technischen und baulichen Anforderungen benötigt der Profibereich aber auch weitere Infrastruktur. Dieses sind Umkleiden, Lager und Werkräume zur Aufbereitung der Sportgeräte, ausreichende Sitz- und Stehplätze sowie ein gastronomisches Angebot. Zwar konnte in die Eissporthalle vor kurzem ein moderner VIP-Räum geschaffen werden, hinsichtlich der anderen Ausstattungsmerkmale bietet die Eissporthalle eher ein Basisangebot.
Der Profisport hat sich seit Gründung des Vereins EV Lindau im Jahr 1976 beständig etabliert. 1988 wurde er Vize-Meister in der Baden-Württemberg-Liga, 1989 erfolgte der Aufstieg in die Regionalliga Südwest. 1991 wurde der Eishockeyverein Vizemeister in derselben, 1995 kam dann der erste Aufstieg in die Bayernliga. Ab 1997 nannte sich der Verein EV Lindau Islanders. 2015 wurde der EV Lindau Islanders dann Meister der Bayernliga und spielt im Profibetrieb seit 2016 in der Oberliga. 2017 und 2018 wurden die Islanders bayerischer Vizemeister, 2019 konnten sie das erste Mal an den Playoffs in der Oberliga Süd teilnehmen. Aktuell steht der Verein auf dem 8. Platz und damit im Mittelfeld der Tabelle der Oberliga Süd.