Wettbewerb Berliner Platz


Daten angezeigt aus Sitzung:  2. Sitzung des Bau- und Umweltausschusses, 04.06.2024

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Bau- und Umweltausschuss (Stadt Lindau) 2. Sitzung des Bau- und Umweltausschusses 04.06.2024 ö beschließend 7

Sachverhalt

1.        Anlass und Ziel 
Die Umgestaltung des Berliner Platzes stellt eine der zentralsten Aufgaben der Entwicklung von Reutin-Mitte dar. In seiner heutigen Form ist der Berliner Platz vor allem von moto­ri­sie­rten Individualverkehr geprägt und weist große Defizite in der Funktion als Verkehrs­knoten auf. Eine geringe Aufenthaltsqualität und unstrukturierte Wegebeziehungen für die Nutzer sind ebenfalls in den vorangegangenen Bestandsaufnahmen festgestellt worden. Durch die Ver­änderung der prägenden Stadtbausteine im direkten Umfeld (Fernbahnhof Lindau-Reutin, 4-Linden-Quartier und Umbau Lindaupark) ist eine grundlegende Umstrukturierung unum­gänglich und bietet eine große Chance den Platz einer neuen Geltung als öffentlicher Raum und Stadtteilzentrum zuzuführen. 

Für die Ermittlung einer guten städtebaulichen Lösung ist ein städtebaulicher Wettbewerb unter Einbeziehung von Verkehrsplanern, Landschaftsarchitekten und Stadtplanern vor­ge­sehen.

Angestrebt wird eine multimodale Mobilitätsdrehscheibe, die klimaschonende und zukunfts-fähige Mobilitätsangebote vereint. Durch den Ausbau des Bahnhofs Lindau-Reutin zum Fern­bahnhof, die Verlegung des zentralen Umsteigepunkts sowie die bislang lediglich pro­vi­so­rische Verkehrsführung durch den Turbokreisel sind Planungen für die verkehrliche und städte­bauliche Entwicklung des Berliner Platzes erforderlich.

Ein gemeinsamer Workshop im Juli 2022 mit Stadträtinnen und Stadträten hatte zum Ziel Grund­lagen für das Bauamt zur Bearbeitung dieser planerischen Herausforderungen zu schaffen. Gemeinsam wurden für das neue Stadtbuskonzept, die städtebauliche Neu­ge­staltung des Berliner Platzes sowie die Mobilitätsdrehscheibe Ziele und An­forderungen er­arbeitet.

2.        Ziele des Wettbewerbs
Demnach soll der neugestaltete Berliner Platz
  • eine starke Identität vermitteln und somit eine neue Visitenkarte der Stadt Lindau sein.
  • einen positiven Beitrag zur Verkehrswende in Lindau leisten.
  • unter Beteiligung der Bevölkerung, insbesondere der Anliegerinnen und Anliegern und Grundeigentümerinnen und Grundstückseigentümern entstanden sein.
  • in einem offenen Prozess ohne Denkeinschränkungen entstanden sein.
  • Fuß-, Rad- und öffentlichen Verkehr priorisieren.
  • zur Verbesserung der Verkehrssicherheit von Zufußgehenden und Radfahrenden beitragen.
Der Berliner Platz soll als Ort des Ankommens und Weggehens
  • ein starkes, belebtes, gemischtes Quartier sein.
  • über eine breite, grüne Gleisüberbrückung für Fuß- und Radverkehr verfügen, die durch Aufenthaltsqualität mehr als nur eine Verkehrsfunktion übernehmen soll.
Der Berliner Platz soll als Mobilitätsdrehscheibe und Ort des Umsteigens
  • barrierefrei sein.
  • über ein übersichtliches Leitsystem zur guten Orientierung verfügen.
  • Raum für den Stadtbus, Regionalbusse, Fernbusse, Taxen, On-Demand-Angebote sowie Fahrräder und Mieträder bieten.
  • direkte Zugangsmöglichkeiten zu den Gleisen haben.
  • überdachtes Bike + Ride ermöglichen.
  • ein Parkhaus für Park + Ride bereitstellen.
Das Ankunftsgebäude am Berliner Platz/Bahnhof Reutin soll
  • ein „Kristall“ sein in dem Sinne, dass es zum einen ein herausstechendes Merkmal der Stadt Lindau und zum anderen blickdurchlässig zum See ist.
  • eine klare Raumkante darstellen.
  • Gewerbenutzungen beinhalten.
Der Berliner Platz soll städtebaulich
  • eine klare Identität entwickeln.
  • den Vorplatz des Lindauparks einbinden und aufwerten.
  • von eindeutig herausgebildeten Raumkanten und ins Gesamterscheinungsbild passenden Dachformen umgeben sein.
  • Freiraum- und Verweilqualität aufweisen.
  • ausreichend kühlende und schattenspendende Bepflanzung erhalten.
  • über genügend Radabstellanlagen verfügen.

Anforderungen an die Bausteine des Wettbewerbs
Parkhaus:
Gemäß der Fortschreibung des Parkraukonzepts Lindau (Januar 2024) lässt sich ein un­mittel­barer Bedarf zum Bau einer großen Anzahl weitere Parkplätze ableiten, wenn aktuell be­stehende Parkplätze wie P1 Blauwiese oder der Interimsparkplatz Bauhof weg­fallen. Es wird eine Kapazitätserhöhung auf 470 P&R Stellplätze sowie 30 Kurz­zeit­park­plätze empfohlen. 

Verkehrsführung:
Im Vorfeld wurden bereits verschiedene Erschließungsformen durch das Büro Besch und Partner KG geprüft. Die Vorzugsvariante ist eine gegenüber dem Kreisverkehr deutlich leistungs­fähigere Kreuzung. Diese soll im Kreuzungsbereich Bregenzer Straße / Kemptener Straße / Rickenbacher Straße langfristig umgesetzt werden. Vor allem eine Ampelschaltung, auch in Verknüpfung mit vorgelagerten Knotenpunkten, soll die Verkehrslage signifikant ver­bessern. Zudem kann durch eine Kreuzung die Ein- bzw. Ausfahrt vom Berliner Platz durch Busse zum neuen Mobility Hub ermöglicht werden. 
Die bereits 2022 vorgestellt Variante muss nochmals auf die geänderten Rahmen­be­dingungen wie Verkehrszahlen und Eigentumsverhältnisse geprüft und ggf. angepasst werden. Hierzu liegt ein Angebot des Büros Besch und Partner KG vom 13.05.2024 vor.

Weitere Anforderungen:
Die Abstimmungen mit den öffentlichen und privaten Grundstückseigentümern erfolgt zeitnah im Zuge der Vorbereitung des Auslobungstextes des Wettbewerbes. 

3.        Städtebaulicher Wettbewerb 
Um all den Zielsetzungen und Anforderungen gerecht zu werden soll ein städtebaulicher, freiraumplanerischer und architektonischer Wettbewerb durchgeführt werden. Er wird sich voraussichtlich in einen Ideen- und in einen Realisierungsteil unterteilen. Ein entsprechender Vorschlag für einen Umgriff des Wettbewerb sowie der Aufteilung wird als Anhang beigefügt. 

Für die professionelle Betreuung des komplexen Wettbewerbsverfahrens soll nun ein externes Büro ausgewählt werden. Die Wettbewerbsbetreuenden müssen ausreichend leistungsfähig und qualifiziert sein die Auslobungsunterlagen zu erarbeiten, die geforderten Wettbewerbsleistungen vergleichend aufzubereiten, die Vorprüfung vorzunehmen und die neutrale Steuerung der Präsenztermine zu gewährleisten. Hierzu werden ca. drei bis sechs Büros zur Abgabe eines Angebotes aufgefordert. Der entsprechende Ausschreibungstext (im Anhang) wurde mit der Regierung von Schwaben abgestimmt. Die Bewertung der eingegangenen Angebote wird entsprechend einer Bewertungsmatrix aufbereitet und gegenübergestellt.

Fachliche Bewertung

Die zeitnahe Durchführung des Wettbewerbs Berliner Platz wird als positiv bewertet. Hier­durch kann es gelingen den Berliner Platz zu einem einladenden und hochwertigen Be­stand­teil des öffentlichen Raums umzuwandeln, die angegliederten Mobilitäts- und Ge­werbe­elemente wie Fernbahnhof, ZUP und Lindaupark und Rickenbacher Straße zu verbinden und so das neue attraktive und zukunftsfähige Zentrum von Reutin-Mitte zu schaffen. Der inter­diszi­plinäre Wettbewerb soll erreichen, die hohen funktionalen An­forderungen eines be­deuten­den Verkehrsknotenpunks zu erfüllen. Gleichzeitig soll der Ver­kehrsknoten in der Lage sein, die räum­lichen Be­­züge der Umgebung aufzunehmen und Bewegungs- und Auf­ent­­halts­räume für alle Nutzerinnen und Nutzer zu schaffen.

Um zeitnah mit der Wettbewerbsverfahren starten zu können, wird vorgeschlagen, dass die Oberbürgermeisterin Frau Dr. Alfons die Vergabe der Betreuung des Wettbewerbsverfahrens „Berliner Platz“ bis zu einer Höhe von in Summe 150.000 € brutto tätigen darf. Einer der ersten Schritte des betreuenden Büros wird die Vorbereitung des Auslobungstextes sein, der dann dem Bau- und Umweltausschuss vorgelegt wird. 

Zudem soll gemeinsam mit dem betreuenden Büro der Umfang der Beteiligung während des Wettbewerbverfahrens abgestimmt werden, sodass die Ergebnisse bereits in den Auslo­bungs­text einfließen können. Das Ergebnis des interdisziplinären Neuordnungsprozesses soll durch eine weitere separat ausgeschriebene und beauftragte pro­fessionelle kommunikative Projektbegleitung erfolgen.

Finanzielle Auswirkungen

Insgesamt sind 1,1 Mio. € Restmittel aus den Anmeldungen der letzten Jahre für die Städte­bau­förderung in Lindau vorhanden die abgerufen werden können. Das muss zeitnah geschehen, da bereitgestellte Mittel nach 7 Jahren verfallen und anderen Projekten zu­geteilt werden können. Der Kauf der Parkplatzflächen sowie der städtebauliche Wett­be­werb am Berliner Platz fallen unter die förderfähigen Maßnahmen. Es wird davon ausge­gangen dass der städtebauliche Wettbewerb 60-80 % förderfähig ist. 

Zusätzliche Bereitstellung von Mitteln im kommenden Jahr für eine pro­fessionelle kommunikative Projektbegleitung. Auch hierfür könnten voraussichtlich Mitteln der Städte­bau­förderung zur Unterstützung bereitgestellt werden.



IV.  Diskussionsverlauf:

Frau Möller hält einen Sachvortrag.

Stadtrat Hübler merkt an, dass bei der Gartenschau das Schwammstadtkonzept angewandt wurde und fragt, ob das wieder in das Konzept eingearbeitet wird. Außerdem fragt er nach der zeitlichen Komponente der Nummer 2 in der Beschlussvorlage.

Herr Koschka erklärt, dass es seit 2019 eine Anbahnung gibt. Es ist eine Wettbewerbsbetreuung notwendig. Das Schwammstadtkonzept wird aufgenommen, auch der neue Betreiber des Lindauparks ist sehr interessiert.

Stadtrat Prof. Dr. Schöffel stimmt dem zu. Er stellt die Frage, ob die Rickenbacher Straße auch in den Gestaltungsbeirat aufgenommen wird.

Frau Möller verweist auf die nicht-öffentliche Sitzung.

Herr Koschka merkt an, dass Anwohner und Gewerbetreibende eingebunden werden müssen.

Stadträtin Schäfler erkundigt sich darüber, ob die Bahn sich einbringt.

Herr Koschka erläutert, dass bereits Kontakt mit der DB Immo besteht und Interesse an Wettbewerb da ist. Die Umsetzung Bahnflächen erfolgt erst nach der Entwicklung.

Stadtrat Hummler erkundigt sich nach der Zustimmung der DB bezüglich der Verbindung mit der Ladestraße.

Herr Koschka antwortet, dass dies SoBoN relevant ist, bei der Erschließung Reutin Süd.

Stadtrat Obermayr stellt die Frage, wieso Buttlerhügel nicht mit eingeschlossen wurde.

Frau Möller erläutert, dass der Wettbewerb nur mit sinnvoller Abgrenzung umsetzbar ist und der Fokus auf den gewerbliche Flächen liegt.

Beschluss

  1. Der Bau- und Umweltausschuss stimmt der Ausschreibung zur Betreuung des Wettbewerbsverfahrens „Berliner Platz“ zu und beauftragt die Stadtverwaltung, drei bis sechs Büros um eine Angebotsabgabe zu bitten.

  1. Der Bau- und Umweltausschuss ermächtigt die Oberbürgermeisterin, die Vergabe der Betreuung des Wettbewerbsverfahrens „Berliner Platz“ bis zu einer Höhe von in Summe 150.000 € brutto zu tätigen.

  1. Dem Bau- und Umweltausschuss empfiehlt 2025 Mittel für eine professionelle kommunikative Projektbegleitung bereitzustellen. 

Abstimmungsergebnis
Dafür: 12, Dagegen: 0

Dokumente
Anlage 1: Leistungsbild WB Berliner Platz (Entwurf) (.pdf)
Anlage 2: Umgriff WB Berliner Platz (Entwurf) (.pdf)

Datenstand vom 14.08.2024 11:08 Uhr