1. Anlass und Ziel
Die Umgestaltung des Berliner Platzes stellt eine der zentralsten Aufgaben der Entwicklung von Reutin-Mitte dar. In seiner heutigen Form ist der Berliner Platz vor allem von motorisierten Individualverkehr geprägt und weist große Defizite in der Funktion als Verkehrsknoten auf. Eine geringe Aufenthaltsqualität und unstrukturierte Wegebeziehungen für die Nutzer sind ebenfalls in den vorangegangenen Bestandsaufnahmen festgestellt worden. Durch die Veränderung der prägenden Stadtbausteine im direkten Umfeld (Fernbahnhof Lindau-Reutin, 4-Linden-Quartier und Umbau Lindaupark) ist eine grundlegende Umstrukturierung unumgänglich und bietet eine große Chance den Platz einer neuen Geltung als öffentlicher Raum und Stadtteilzentrum zuzuführen.
Für die Ermittlung einer guten städtebaulichen Lösung ist ein städtebaulicher Wettbewerb unter Einbeziehung von Verkehrsplanern, Landschaftsarchitekten und Stadtplanern vorgesehen.
Angestrebt wird eine multimodale Mobilitätsdrehscheibe, die klimaschonende und zukunfts-fähige Mobilitätsangebote vereint. Durch den Ausbau des Bahnhofs Lindau-Reutin zum Fernbahnhof, die Verlegung des zentralen Umsteigepunkts sowie die bislang lediglich provisorische Verkehrsführung durch den Turbokreisel sind Planungen für die verkehrliche und städtebauliche Entwicklung des Berliner Platzes erforderlich.
Ein gemeinsamer Workshop im Juli 2022 mit Stadträtinnen und Stadträten hatte zum Ziel Grundlagen für das Bauamt zur Bearbeitung dieser planerischen Herausforderungen zu schaffen. Gemeinsam wurden für das neue Stadtbuskonzept, die städtebauliche Neugestaltung des Berliner Platzes sowie die Mobilitätsdrehscheibe Ziele und Anforderungen erarbeitet.
2. Ziele des Wettbewerbs
Demnach soll der neugestaltete Berliner Platz
- eine starke Identität vermitteln und somit eine neue Visitenkarte der Stadt Lindau sein.
- einen positiven Beitrag zur Verkehrswende in Lindau leisten.
- unter Beteiligung der Bevölkerung, insbesondere der Anliegerinnen und Anliegern und Grundeigentümerinnen und Grundstückseigentümern entstanden sein.
- in einem offenen Prozess ohne Denkeinschränkungen entstanden sein.
- Fuß-, Rad- und öffentlichen Verkehr priorisieren.
- zur Verbesserung der Verkehrssicherheit von Zufußgehenden und Radfahrenden beitragen.
Der Berliner Platz soll als Ort des Ankommens und Weggehens
- ein starkes, belebtes, gemischtes Quartier sein.
- über eine breite, grüne Gleisüberbrückung für Fuß- und Radverkehr verfügen, die durch Aufenthaltsqualität mehr als nur eine Verkehrsfunktion übernehmen soll.
Der Berliner Platz soll als Mobilitätsdrehscheibe und Ort des Umsteigens
- barrierefrei sein.
- über ein übersichtliches Leitsystem zur guten Orientierung verfügen.
- Raum für den Stadtbus, Regionalbusse, Fernbusse, Taxen, On-Demand-Angebote sowie Fahrräder und Mieträder bieten.
- direkte Zugangsmöglichkeiten zu den Gleisen haben.
- überdachtes Bike + Ride ermöglichen.
- ein Parkhaus für Park + Ride bereitstellen.
Das Ankunftsgebäude am Berliner Platz/Bahnhof Reutin soll
- ein „Kristall“ sein in dem Sinne, dass es zum einen ein herausstechendes Merkmal der Stadt Lindau und zum anderen blickdurchlässig zum See ist.
- eine klare Raumkante darstellen.
- Gewerbenutzungen beinhalten.
Der Berliner Platz soll städtebaulich
- eine klare Identität entwickeln.
- den Vorplatz des Lindauparks einbinden und aufwerten.
- von eindeutig herausgebildeten Raumkanten und ins Gesamterscheinungsbild passenden Dachformen umgeben sein.
- Freiraum- und Verweilqualität aufweisen.
- ausreichend kühlende und schattenspendende Bepflanzung erhalten.
- über genügend Radabstellanlagen verfügen.
Anforderungen an die Bausteine des Wettbewerbs
Parkhaus:
Gemäß der Fortschreibung des Parkraukonzepts Lindau (Januar 2024) lässt sich ein unmittelbarer Bedarf zum Bau einer großen Anzahl weitere Parkplätze ableiten, wenn aktuell bestehende Parkplätze wie P1 Blauwiese oder der Interimsparkplatz Bauhof wegfallen. Es wird eine Kapazitätserhöhung auf 470 P&R Stellplätze sowie 30 Kurzzeitparkplätze empfohlen.
Verkehrsführung:
Im Vorfeld wurden bereits verschiedene Erschließungsformen durch das Büro Besch und Partner KG geprüft. Die Vorzugsvariante ist eine gegenüber dem Kreisverkehr deutlich leistungsfähigere Kreuzung. Diese soll im Kreuzungsbereich Bregenzer Straße / Kemptener Straße / Rickenbacher Straße langfristig umgesetzt werden. Vor allem eine Ampelschaltung, auch in Verknüpfung mit vorgelagerten Knotenpunkten, soll die Verkehrslage signifikant verbessern. Zudem kann durch eine Kreuzung die Ein- bzw. Ausfahrt vom Berliner Platz durch Busse zum neuen Mobility Hub ermöglicht werden.
Die bereits 2022 vorgestellt Variante muss nochmals auf die geänderten Rahmenbedingungen wie Verkehrszahlen und Eigentumsverhältnisse geprüft und ggf. angepasst werden. Hierzu liegt ein Angebot des Büros Besch und Partner KG vom 13.05.2024 vor.
Weitere Anforderungen:
Die Abstimmungen mit den öffentlichen und privaten Grundstückseigentümern erfolgt zeitnah im Zuge der Vorbereitung des Auslobungstextes des Wettbewerbes.
3. Städtebaulicher Wettbewerb
Um all den Zielsetzungen und Anforderungen gerecht zu werden soll ein städtebaulicher, freiraumplanerischer und architektonischer Wettbewerb durchgeführt werden. Er wird sich voraussichtlich in einen Ideen- und in einen Realisierungsteil unterteilen. Ein entsprechender Vorschlag für einen Umgriff des Wettbewerb sowie der Aufteilung wird als Anhang beigefügt.
Für die professionelle Betreuung des komplexen Wettbewerbsverfahrens soll nun ein externes Büro ausgewählt werden. Die Wettbewerbsbetreuenden müssen ausreichend leistungsfähig und qualifiziert sein die Auslobungsunterlagen zu erarbeiten, die geforderten Wettbewerbsleistungen vergleichend aufzubereiten, die Vorprüfung vorzunehmen und die neutrale Steuerung der Präsenztermine zu gewährleisten. Hierzu werden ca. drei bis sechs Büros zur Abgabe eines Angebotes aufgefordert. Der entsprechende Ausschreibungstext (im Anhang) wurde mit der Regierung von Schwaben abgestimmt. Die Bewertung der eingegangenen Angebote wird entsprechend einer Bewertungsmatrix aufbereitet und gegenübergestellt.