Fernwirk- und Leittechniksystem für die Wasser- und Stromversorgung


Daten angezeigt aus Sitzung:  Sitzung des Werk- und Abwasserausschusses, 10.11.2020

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Werk- und Abwasserausschuss Sitzung des Werk- und Abwasserausschusses 10.11.2020 ö informativ 5

Sachverhalt

Die Gemeindewerke Oberaudorf setzen in ihrer Zentrale in der Kranzhornstraße 2 für die Mess-Steuer- und Regelungstechnik sowie für die Fernwirktechnik in der Wasser- und Stromversorgung das Prozessleitsystem AQASYS 8.0 der Fa. Schraml ein.
Dieses System kommuniziert in der Wasserversorgung kontinuierlich mit den insgesamt 15 Fernwirkstationen in den Gewinnungsgebieten, Pumpstationen und Hochbehältern. Es soll hierbei für die sichere Überwachung, Steuerung und Visualisierung der Wasserversorgungsanlagen sorgen.
Weiterhin werden mit dem System in der Stromversorgung in Verbindung mit dem Leitsystem KBR das Wasserkraftwerk Mühlbach und die beiden Dieselaggregate an der Geigelsteinstraße gesteuert und überwacht, um z. B. die Jahresleistungsspitzen der vom vorgelagerten Stromnetzbetreiber (Bayernwerk AG) bezogenen Strommengen zu begrenzen. Siehe hierzu auch die Anlage „Übersicht Fernwirktechnik GWO“.
Die Gemeindewerke planen, diese Prozessleittechnik zu modernisieren, um den heutigen und zukünftigen Anforderungen, wie IT-Sicherheit, sichere Datenübertragung und Ausfallsicherheit gerecht zu werden.
So werden von der Bundesnetzagentur in der Energieversorgung hohe Anforderungen an die Funktionsfähigkeit einer intakten Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT-Systeme) gestellt. Mindeststandards für die IT-Sicherheit im Energiesektor werden hierbei in den sogenannten „IT-Sicherheitskatalogen“ beschrieben.
Für die Stromversorgung der Gemeindewerke bedeutet dies z. B. die Trennung des Prozessleitsystems vom Büronetzwerk und die Verschlüsselung der Datenkommunikation von der Zentrale zu den Fernwirkstationen im Versorgungsgebiet.
Die Gemeindewerke verfolgen mit der Modernisierung des Prozessleitsystems die folgenden Ziele:
  • Erhöhung der IT-Sicherheit durch strikter Trennung des Büronetzwerkes vom Automatisierungsnetzwerk mit Einrichtung eines zentralen Leitstandrechners.
  • Verschlüsselung der Datenkommunikation zwischen Energiezentrale und Fernwirkstationen.
  • Verbesserung der Kommunikationstechnik von der Zentrale zu den Fernwirkstationen.
  • Datenaustausch über Mobilfunknetze: Anpassung der Übertragungstechnik auf den 4G-Standard (LTE) wegen der zu erwartenden Abschaltung von 2G (GPRS) und 3G (UMTS) ab 2021 / 2022.
  • Erneuerung veralteter, inzwischen störanfälliger Bauteile an den Fernwirkstationen und in der Zentrale.
  • Laufende Überwachung der Stromabnahme vom Skigebiet Hocheck, um Jahresleistungsspitzen im Stromnetz durch den Einsatz des Wasserkraftwerkes Mühlbach und der Dieselaggregate zu begrenzen.
Aufgrund der Bedeutung des Vorhabens für die Wasser- und Stromversorgung und den zu erwartenden Kostenumfang planen die Gemeindewerke, im nächsten Schritt eine Bestandsaufnahme und Vorplanung mit Erstellung einer Leistungsbeschreibung erstellen zu lassen, welche die Grundlage für eine Anfrage an Fachfirmen bilden soll. Aufgrund der nachgewiesenen Fachkompetenz soll hierfür die Fa. Zemsauer beauftragt werden.
Die Fa. Zemsauer ist eine Fachfirma für Elektro- und Leittechnik aus Oberösterreich mit einer Niederlassung in Ruderting bei Passau. Mit dieser Firma konnten bei der Ausführung der Prozessleittechnik für die neue Kläranlage gute Erfahrungen gewonnen werden. Sie ist auch mit dem vorhandenen Leittechniksystem AQASYS der Gemeindewerke gut vertraut.

Diskussionsverlauf

WL Paul erläuterte den Sachverhalt und betonte die Notwendigkeit zur Modernisierung des vorhandenen Prozessleitsystems. So sei bereits aus den von der Bundesnetzagentur vorgegebenen IT-Sicherheitsan­forderungen im Energiebereich (kritische Infrastrukturen) eine Anpassung erforderlich. Ebenso wird jedoch auch die Umsetzung weiterer Anforderungen verfolgt, um das Prozessleit- und Fernwirksystem für die Anforderungen der kommenden Jahre zu rüsten, wie z. B. die neuen Mobilfunkstandards oder die laufende Überwachung der Stromabnahme durch das Skigebiet Hocheck (Begrenzung der Strom-Bezugslasten vom Bayernwerk). Für die Umsetzu ng des Projektes sei nach derzeitiger Einschätzung mit Kosten in einer Größenordnung von 50.000 € zu rechnen (ohne Vorplanung).
Zum Hocheck stellte GR Hr. Hirnböck die Frage, welche Leistungsspitzen vom Skigebiet benötigt werden. Diese Frage konnte von Hr. Schmid wie folgt beantwortet werden:
  • Beschneiungsanlagen ca. 800 kW, Liftanlagen ca. 300 kW, Flutlicht ca. 100 kW
    (in Summe rund 1.200 kW).
  • Das Wasserkraftwerk Mühlbach kann bis zu 700 kW, die beiden Dieselaggregate bis zu 1.100 kW ins Netz einspeisen, wobei die Leistung des Wasserkraftwerkes innerhalb weniger Minuten hochgefahren werden kann (die Dieselaggregate brauchen hier deutlich länger).

Datenstand vom 16.11.2020 11:19 Uhr