Bericht zum Sachstand und weiteres Vorgehen in Sachen Schutzwald am Fuderheuberg (Antrag 3. BM Dr. Zimmer vom 18.02.2019)


Daten angezeigt aus Sitzung:  56. Sitzung des Bau- und Umweltausschusses, 29.04.2019

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Bau- und Umweltausschuss (Gemeinde Piding) 56. Sitzung des Bau- und Umweltausschusses 29.04.2019 ö 3

Sachverhalt und rechtliche Würdigung

BM Holzner begrüßt Herrn Hubert Grassl, Bayerische Staatsforsten, der folgende Fragen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen beantworten wird:

  1. Wie ist der Zustand der Schutzwälder in Piding einzuschätzen und wie ist die Verjüngungssituation unserer Wälder?
  2. Welche Maßnahmen müssen am Fuderheuberg ergriffen werden?
  3. Wie sind die örtlichen Ergebnisse der Vegetationsgutachten zu bewerten?
  4. Wie ist die Verbiss-Situation in den Pidinger Jagdrevieren einzuschätzen?
  5. In welchen Revieren hat sich die Situation verbessert?
  6. Welche Reviere sind verschlechtert?

Herr Grassl bedankt sich für die Einladung und betont, dass er diese Fragen nur zum Staatswald beantworten kann. Er wird auf die aktuellen Probleme beim Fuderheuberg Bezug nehmen und weist auf Art. 10 des Waldgesetzes hin, der den Schutzwald beschreibt. Der Bayerische Staat ist verpflichtet, diesen Schutzwald ordnungsgemäß zu bewirtschaften. Herr Grassl stellt heraus, dass das Forstamt Berchtesgaden per Vertrag die Pflicht hat, diese Schutzwaldflächen entsprechend zu behandeln und klare gesetzliche Vorgaben dahinterstehen.

Zu Frage 1.:
Grundsätzlich ist zu unterscheiden zwischen den Schutzwaldbereichen im nordöstlichen und im südlichen Teil des Fuderheuberges, so Herr Grassl.

(GR Lerach kommt um 19:10 Uhr zur Sitzung. Somit sind 10 Mitglieder des Bauausschusses anwesend (inkl. des 1. Bürgermeisters) und stimmberechtigt.

Die Basis bilden sehr laubholzbetonte Bestände aus Buche und Esche, hauptsächlich entstanden durch Pflanzung. Diese Bestände sind naturgemäß sehr labil, was sich durch das Sturmereignis im vergangenen Oktober gezeigt hat. Besonders im südlichen Teil wurde ein nennenswerter Anteil an Holz hingelegt. Die Durchwurzelung des Hangschuttes ist nur in Teilen gegeben.

Zu Frage 2.:
Wie Herrn Dr. Zimmer bereits mitgeteilt, kann das Forstamt nicht aus Gutdünken handeln. Künftig muss darauf geachtet werden, Mischbaumarten in den Bestand zu bringen. Die Schutzwald-Sanierungsflächen werden von der Forstbehörde ausgewiesen, die dem Forstamt per Vertrag die Durchführung der Sanierung mit strikten Konsequenzen auferlegt.

(GR Schlindwein kommt um 19:12 Uhr zur Sitzung. Somit sind 11 Mitglieder des Bauausschusses anwesend (inkl. des 1. Bürgermeisters) und stimmberechtigt.

Zu Frage 3.:
Es geht hier darum, wie die Verjüngung wächst bzw. sich die Pflanzen in diesem Bereich entwickeln. Dies wird regelmäßig im Vegetationsgutachten von der Forstbehörde erfasst. Die kürzlich ermittelten Ergebnisse für die Gemeinschaftsjagd liegen vor. In Piding besteht seit 2015 eine Eigenbewirtschaftung, d. h. Jagdvorstand Argstatter hat einen Vertrag mit den Eigentümern und muss für die Bewirtschaftung der Jagd sorgen. Ein Abschussplan wird in gewisser Höhe festgelegt. Im Prinzip ist das Vegetationsgutachten das Ergebnis davon. Die Forstbehörde unterliegt auch diesem Gutachten und das Ergebnis zeigt, dass der Verbiss auch im Staatswaldbereich Piding vom Campingplatz bis hinauf zu hoch ist. Herr Grassl gibt zu, dass diese Aussage provoziert und nichts Anderes heißt, dass die Jagdgenossenschaft angehalten wird, die Abschüsse zu erhöhen, denn die Verjüngung des Baumbestandes kann sich sonst nicht entwickeln. Die Flächen müssen zum Schutz der Anwohner aufgebessert werden. Das Vegetationsgutachten ist so zu bewerten, dass die Pidinger Jagdgenossenschaft „anschieben“ muss, um die Abschusszahlen zu erfüllen.

Zu Frage 4.:
Die Jagdgenossenschaft wird angehalten, „mehr Gas zu geben“ bei der Jagd, so Herr Grassl.

Zu Frage 5. und 6.:
Herr Grassl ist einerseits zuständig und verantwortlich für den Staatswald, andererseits abhängig von der jagdlichen Situation. Die Nachbarn in Karlstein und Piding müssen Sorge tragen, dass der Wald wächst. In Karlstein ist die Jagd jetzt tragbar.
Zum Steinschlagzaun teilt Herr Grassl mit, dass sich die Meinung der Anwohner seit dem Sturmereignis im letzten Oktober geändert hat. Die Forstbehörde ist gezwungen, die Anteile der Waldzusammensetzung zu verändern. Es müssen ungefähr 40 % der Fläche in Nadelholz umgewandelt bzw. Flächen zur Pflanzung geschaffen werden. 40 % des liegenden Holzes ist zuvor herunterzuschaffen auf eigens gebaute Zuwegen. Heuer sollen noch 5.000 Pflanzen eingesetzt werden. Bis eine Pflanze im Boden steckt, fallen € 5,00 an. Herr Grassl betont, der Erfolg der Aktion ist abhängig von der Pidinger Jagdgenossenschaft, die die Voraussetzungen schafft. Er appelliert, die notwendigen Abschüsse zu tätigen. Dies stellt einen Kraftakt dar und birgt viel Kritik. Jetzt besteht aber auch die Chance, die Situation am Fuderheuberg durch aktives Eingreifen für die Zukunft zu verbessern.

3. BM Dr. Zimmer hält fest, dass 40 % des liegenden Holzes entfernt werden, 60 % an Ort und Stelle liegen bleiben. Er zeigt sich erfreut über diesen naturnahen Ansatz und unterstreicht seine Zusage, die Öffentlichkeitsarbeit zu übernehmen. 3. BM Dr. Zimmer wundert sich seit fünfzehn Jahren über den einseitigen Bestand in dieser steilen Lage. Die Gefährdung war hoch und jetzt ist passiert, was eintreffen musste. Auch er sieht jetzt die Chance zur Schaffung des notwendigen Schutzwaldes für die Anwohner und die B 20 durch den Umbau des Waldes am Fuderheuberg. Allerdings muss klar sein, dass die Neupflanzen nicht verbissen werden dürfen.

Herr Grassl spricht an, dass das Thema „Abschüsse tätigen“ emotional geladen ist, aber eine Notwendigkeit darstellt. Es ist wichtig, das Problem zu erkennen und zu moderieren, denn der Wald steht im Interesse aller.

Wie 3. BM Dr. Zimmer aufzeigt, geht es um 4 Hektar Waldfläche. Er ist überzeugt, das Wild wird sich schnell an andere Wege gewöhnen.

GR Geigl möchte wissen, was passiert, wenn das Experiment „Wildverbiss“ nicht funktioniert.
Herr Grassl kann dazu nur angeben, dass die Bayerischen Staatsforsten zwar verantwortlich sind, aber keinen Zaun b auen können. Das ganze Unterfangen stellt eine Gemeinschaftsaktion dar.
Abschließend bedankt sich BM Holzner bei Herrn Grassl für seine Ausführungen und die gute Zusammenarbeit.

BM Holzner stellt um 19:29 Uhr die Nichtöffentlichkeit her, um die Tagesordnungspunkte Nrn. 17 und 18 der nichtöffentlichen Sitzung zu behandeln.

Anschließend stellt BM Holzner um 19:46 Uhr die Öffentlichkeit wieder her, um mit TOP 4 fortzufahren.

Datenstand vom 14.05.2019 13:41 Uhr