Herr Bürgermeister Janson begrüßt zu diesem Tagesordnungspunkt Frau Katharina Zeiser und Herrn Tobias Ehrböck vom Institut für Systemische Energieberatung der Hochschule Landshut.
Er führt einleitend aus:
Deutschland hat den Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen. Schon im Herbst des Jahres 2010 hatte sich die Bundesregierung darauf geeinigt, die Treibhausgasemissionen bis 2050 drastisch zu reduzieren – also sich nach und nach von Kohle, Öl und Gas zu verabschieden. Nach der atomaren Katastrophe im japanischen Kernkraftwerk Fukushima war klar: Die Mehrheit der Bürger lehnt diese Risikotechnologie ab und der vollständige Aus-stieg aus der Kernenergienutzung bis 2022 wurde festgelegt. Die Energiewende war beschlossen. Im Energiekonzept vom September 2010 und den Beschlüssen zur Beschleunigung der Energiewende vom Sommer 2011 sind Definition und Ziele der Energiewende festgelegt. Sie bestehen vor allem aus Maßnahmen zum Ausbau der Erneuerbaren Energien, der Stromnetze und zur Energieeffizienz. Deutschland hat sich aus guten Gründen dafür entschieden, aus der Kernenergie auszusteigen und damit auch von den Energieimporten unabhängiger zu werden. Man setzt mehr und mehr auf erneuerbare Energien und Energieeffizienz. Damit leisten wir auch einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz.
Sauber, sicher und bezahlbar – das soll und wird unsere Energieversorgung in Zukunft sein.
Die Energiewende ist anspruchsvoll.
Jeder einzelne von uns kann zum Gelingen der Energiewende beitragen.
Nach wie vor ist die Energiewende ist in aller Munde.
Das Ziel der Energiewende in Deutschland ist es, wie gesagt, bis zum Jahr 2050 seine Energie hauptsächlich aus regenerativen Quellen wie Wind- und Wasserkraft, Sonnenenergie, Geothermie oder nachwachsenden Rohstoffen zu beziehen. Zweites Standbein der Energiewende ist die Verringerung des Energieverbrauchs durch eine sparsame und effiziente Nutzung der Energie.
Um den Anteil der Erneuerbaren zu erhöhen, müssen Stromnetze stark ausgebaut werden.
Neue Kraftwerke müssen gebaut, sinnvoll miteinander verbunden und auf den jeweiligen Energiebedarf angepasst werden.
Neue Stromnetze und Speichertechnologien müssen entwickelt und eingesetzt werden.
Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien einher geht auch ein Wechsel von zentralen hin zu dezentralen Stromerzeugungsnetzen mit kleineren Photovoltaik- oder Biogasanlagen.
Die Folge ist eine viel komplexere Versorgungsstruktur.
Die Energiewende findet aber auch in vielen anderen Bereichen statt:
Im Verkehrsbereich wird die Elektromobilität weiterentwickelt, Altbauten müssen energetisch saniert und Neubauten energieeffizient errichtet werden.
Auch die Erforschung neuer Energietechnologien und die Integration der verschiedenen Bausteine in die europäische Energiepolitik gehören dazu.
In allen Bereichen gilt eine Maxime:
Je weniger Energie benötigt wird, desto weniger muss erzeugt werden.
Im Gegensatz zur Energiepolitik auf nationaler Ebene sind die Möglichkeiten kommunaler Entscheidungsträger aber doch auf einige wenige Gebiete begrenzt:
- Kommunale Förderprogramme für den Einsatz gewisser Energieformen, beispielsweise Erdgas oder Fernwärme oder im Bereich der Energieeffizienz, z.B. Wärmedämmung; diese sind regionalwirtschaftlich günstig, da Investitionen angeregt werden und diese überwiegend in der Region getätigt werden.
- Beratungsangebote für Bürger
- Die Kommunale Energiepolitik kann auch die Installation von privaten Anlagen fördern, beispielsweise durch die kostenlose oder kostengünstige Bereitstellung kommunaler Dachflächen für die Photovoltaiknutzung
- Der Bereich kommunales Energiemanagement umfasst Aktivitäten von kommunalen Körperschaften, ihren eigenen Energie- und Ressourcenverbrauch unter ökonomischen und ökologischen Aspekten zu optimieren.
Dies umfasst Maßnahmen zu Einsparung von Energie durch Verzicht auf unnötigen Verbrauch oder Steigerung der Effizienz sowie den Ersatz konventioneller Energieträger durch regenerative bzw. regionale Alternativen.
Der dezentrale Ausbau Erneuerbarer Energien generiert in den deutschen Städten und Gemeinden eine Wertschöpfung von annähernd 6,8 Milliarden Euro. Der flächendeckende und dezentrale Ausbau Erneuerbarer Energien ist für die Kommunen umso profitabler, je mehr Anlagen, Betreibergesellschaften, Hersteller oder Zulieferer vor Ort angesiedelt sind.
In unseren Kommunen sind die jedoch Gegebenheiten und Herausforderungen sehr unterschiedlich – ebenso wie die Herangehensweisen, mit denen wir die Energiewende voranbringen können. Weil es nicht den einen richtigen Weg, sondern eine Vielfalt von richtigen Wegen der kommunalen Energiepolitik gibt, haben wir uns zur Erstellung eines konkret auf die Stadt Vöhringen ausgerichteten Energienutzungsplanes entschlossen.
Auch auf kommunaler Ebene sind neue Ansätze zum Vollzug der Energiewende notwendig.
Fragen der Energieversorgung und ihrer Umweltverträglichkeit werden mehr und mehr zum entscheidenden Standortfaktor, nicht nur für Unternehmer, sondern auch für Privatleute.
Bisher wurden auf kommunaler Ebene, so auch in unserer Kommune, vielfach unabhängige Einzelmaßnahmen ohne eine übergeordnete Gesamtkoordination umgesetzt. Dies führte vielleicht dazu, dass Energiepotenziale nicht optimal effizient genutzt werden.
Dafür müssen jedoch rechtzeitig konkrete Rahmenplanungen in einer Gemeinde vorliegen.
Ein Energienutzungsplan schafft solch ein übergreifendes Gesamtkonzept für unsere Stadt Vöhringen.
Ein Energienutzungsplan (ENP) ist ein informelles Planungsinstrument für unsere Stadt, vergleichbar dem Grundgedanken des Flächennutzungsplans (FNP) in der räumlichen Planung.
Begünstigt wurde unsere Entscheidung sicherlich durch das Förderprogramm „innovative Energietechnologien und Energieeffizienz
(BayINVENT)“, das die Erarbeitung von Energienutzungsplänen (ENP) mit 70 % fördert.
Der nun vorliegende Energienutzungsplan, der heute auch erstmals vorgestellt werden soll, stellt die Ergebnisse der Auswertung zur Energieinfrastruktur der Stadt Vöhringen in aufbereiteter und kompakter Form zusammen.“
Frau Zeiser stellt sodann sehr ausführlich den Energienutzungsplan mit folgenden Schwerpunkten vor:
? Energieeinsparung und CO2-Reduzierung als globale Herausforderung
? Projektablauf des Energienutzungsplanes (Bilanz – Analyse – Wärmekataster – Maßnahmen – Fördermöglichkeiten)
? Zeitschiene für den Energienutzungsplan
? Schwerpunkte der Energie- und CO2-Bilanz
? Darstellung des Energiebedarfs mit und ohne Wieland-Werke
? Darstellung des Anteils erneuerbarer Energien
? Pro-Kopf-Verbrauch in Vöhringen mit und ohne Wieland-Werke
· Einteilung des Stadtgebietes in 41 Wärmekataster und aufzeigen von Einsparpotentialen
o Nutzung der Abwärme der Wieland-Werke für die Uli-Wieland-Schule
o Wärmeverbund für die Mehrfamilienhäuser in der Bayerstraße und Pfälzer Straße
o Einbindung einer Erdgas-BHKW in die Wärmeversorgung des Sportparks
o Prüfung der Wärmeversorgung der Grundschule Nord aufgrund des bevorstehenden Anbaus
o Berechnung eines zweiten Wärmenetzes in Illerberg aufgrund der Biogasanlage für die Bestandsgebäude und das neue Baugebiet (Kellerbergareal)
· Darstellung der Ergebnisse der Potentialanalyse (Energieeffizienz / Energieeinsparung / erneuerbare Energien)
· Bestimmung möglicher Standorte für erneuerbare Energien
· Übersicht über 25 denkbare Maßnahmen in Vöhringen
Nähere Einzelheiten können der beigefügten Präsentation entnommen werden.
Die Gremiumsmitglieder halten den Energiebericht für eine gute Grundlage für künftige Entscheidungen. Auch wenn die städtischen Einrichtungen mit ca. 1% in der Gesamtenergiebilanz nur eine untergeordnete Rolle spielen, so wird es doch für wichtig gehalten, dass die öffentliche Hand mit gutem Beispiel voran geht und in nächster Zeit die weitere Vorgehensweise bei der Umsetzung der im Energiebericht vorgeschlagenen Maßnahmen festgelegt wird.