Wohnquartier Kranichstraße Ost, auf dem Weg zum klimaneutralen Baugebiet


Daten angezeigt aus Sitzung:  Stadtratssitzung, 28.04.2022

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Haupt- und Umweltausschuss Haupt- und Umweltausschuss-Sitzung (Sondersitzung Klimaschutz) 04.04.2022 ö Vorberatung 2
Stadtrat Stadtratssitzung 28.04.2022 ö Beschließend 4

Sachverhalt

Der Bebauungsplan „Kranichstraße Ost“ wurde mit der Veröffentlichung des Satzungsbeschlusses vom 20. Mai 2021 rechtskräftig.

Die Bauarbeiten für die Erschließung sind mittlerweile beauftragt und werden voraussichtlich im Juni 2022 beginnen.

Von Beginn an war es der Stadtverwaltung ein großes Anliegen, neben der Schaffung eines städtebaulich attraktiven Wohnquartiers auch ein ökologisch vorbildliches Wohngebiet entstehen zu lassen.

Dadurch, dass die Grundstücke im Gebiet der Kranichstraße Ost alle im Eigentum der Stadt Vöhringen sind, lassen sich diverse ökologische Vorgaben und Ideen einfacher steuern und umsetzen.

Für die Versorgung des Quartiers mit Wärme ist die Errichtung eines Kalten Nahwärmenetzes angedacht. Anbei ein Auszug aus der Projektvorstellung unseres Planungsbüros Baugrund Süd.

„Die Stadt Vöhringen beabsichtigt ein neues Wohngebiet BG "Kranichstraße Ost" mit 38 Gebäuden zu erschließen. Das Baugebiet selbst befindet sich im nördlichen Bereich der Stadt zwischen Ulmer Straße und Reiherstraße. 
Die Stadt der Zukunft braucht eine effiziente und umweltfreundliche Wärmeversorgung. Durch intelligente Lösungen kann die Wärmepumpe einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung unserer Energieversorgung leisten. Nicht nur im Bereich von Ein- und Zweifamilienhäusern ist Erdwärme die Heizung der Zukunft – auch in Wärmenetzen, Quartieren und Siedlungen ist die Erdwärme der entscheidende Baustein für eine ressourcenschonende Wärmeversorgung. 
Auf dieser Grundlage soll im Baugebiet ein klimaschonendes Energiekonzept auf Basis kalter Nahwärme mit dezentralen Wärmepumpen umgesetzt werden. Als Wärmequelle dienen vorrangig im Straßenbereich verlegte Ringleitungen, die als Energiekollektor dienen sollen. Reicht die Energiemenge aus dem Untergrund nicht mehr aus, wird die restliche Energie über eine Grundwasser Anlage zur Verfügung gestellt. Das Prinzipschema ist in Abbildung 1 dargestellt.“




Eine nähere Darstellung des Konzeptes erfolgt in der Sitzung.

Um dem notwendigen Strombedarf der Wärmepumpen optimal entgegenzuwirken, empfiehlt die Stadtverwaltung, eine Installationspflicht von PV-Anlagen auf den Dächern des Neubaugebietes.

Diese Pflicht kann für die städtischen Grundstücke in den Kaufverträgen mit den jeweiligen Bauherren geregelt werden.

Wie in anderen Bebauungsplänen auch, setzt die Stadtverwaltung in der Kranichstraße Ost Pflanzgebote auf den einzelnen Grundstücken fest. In der Vergangenheit musste allerdings sehr häufig festgestellt werden, dass diese Gebote leider nicht eingehalten wurden. Selbst nach schriftlicher Aufforderung wurden die Bepflanzungen nicht ordnungsgemäß umgesetzt.

Nun ist vorgesehen, beim Verkauf der Grundstücke ein gewisses „Pflanzpfand“ in Höhe von 1.000 € einzubehalten. Dieser Einbehalt kann nach erfolgter Bepflanzung und Abnahme durch die Stadtverwaltung an die Käufer ausbezahlt werden. Die Motivation dem Pflanzgebot des Bebauungsplanes nun gerecht zu werden sollte hiermit gegeben sein.

Die näheren Einzelheiten werden mit dem Notariat besprochen.

Informationen und Anregungen zur Bepflanzung können unserem bereits angelegten Mustergarten nördlich des Baugebietes entnommen werden.

Gerne hätte die Stadtverwaltung auch Einfluss auf die Bauweise der geplanten Gebäude genommen. So könnte die Stadt Vöhringen mit der Vorgabe Bauten in Holzbauweise oder in einem gewissen Energiestandard zu errichten, dem Ziel der Klimaneutralität weiter näherkommen.

Hier sehen wir allerdings aufgrund der massiv steigenden Baupreisentwicklung gewisse Konfliktpotentiale mit der dann tatsächlichen Umsetzung der einzelnen Bauvorhaben.

Vorschlag der Stadtverwaltung könnte es deshalb sein, einen Energiestandard ähnlich KfW 40-Standard zu bezuschussen. Gerne kann die Idee in der Sitzung noch näher diskutiert werden.

Gerade zu Zeiten der Klimaerwärmung ist es wichtig, bewohnte Gebiete so wenig wie möglich zu versiegeln und so einer möglichen Erwärmung der Quartiere entgegenzuwirken. In unserem Gebiet heißt dies konkret, anfallendes Niederschlagswasser auf öffentlichen Flächen wird vor Ort in diversen Grünflächen versickert. Auch auf den Baugrundstücken selbst ist eine Versickerung Pflicht. Des Weiteren wurde auf einen großzügigen Grünzug inmitten des Baugebietes gesetzt. Hier findet sich ausreichend Platz um einheimischen Pflanzenarten genügend Entwicklungsraum zu bieten.

Neben der Ausweisung einer Fahrradstraße und verschiedenen Spazierwegen in offener Bauweise ist weiter angedacht, an zentraler Stelle einen E-Carsharing-Stellplatz zu errichten. Wir sind überzeugt, gerade in einem Neubaugebiet könnte ein solches Fahrzeug bei manchen Familien oder Senioren das „zweite Auto“ ersetzen.
Für die Umsetzung liegt uns ein Angebot der Firma SWU in Höhe von 12.000 € vor. Einzelheiten können der Anlage entnommen werden.

Weitere Anregungen können gerne in der Sitzung gemeinsam diskutiert werden.  

Empfehlung

Der Stadtrat stimmt dem vorgestellten „Klimakonzept“ zum Wohnquartier Kranichstraße Ost vom 28.04.2022 zu.

Diskussionsverlauf

Die Planung ist in der Sitzung des Haupt- und Umweltausschusses vom 04. April 2022 durch Herrn Schäffler von der Baugrund Süd GmbH vorgestellt und erläutert worden.
Unter Bezugnahme auf die bereits erfolgte ausführliche Darstellung, fasst Herr Söhner diese dem Stadtrat noch einmal in den wichtigsten Aspekten zusammen. 

Im Wege einer sich anschließenden Aussprache werden Fragen wie die Größe der zu installierenden Photovoltaikanlagen und Stromspeichern oder möglichen Zisternen durch Herrn Söhner geklärt.

Bürgermeister Neher erläutert, dass zu treffende Vorgaben nicht über den Bebauungsplan erfolgen sollen, sondern über die zu schließenden Kaufverträge zu lösen seien.

Aus dem Gremium wird angemerkt, dass die Festlegung diverser Vorgaben, insbesondere die Verpflichtung zur Anschaffung von Photovoltaikanlagen aufgrund der erheblichen Mehrkosten für manche Bauwerber nicht tragbar sein können.
Demgegenüber steht die Mehrheit der Ratsmitglieder der Planung und den vorgeschlagenen Festlegungen positiv gegenüber, da es sich um zukunftsweisende und umweltbewusste Investitionen handelt.

Nach erfolgter Aussprache ergeht folgender

Beschluss

Der Stadtrat stimmt dem vorgestellten „Klimakonzept“ zum Wohnquartier Kranichstraße Ost vom 28.04.2022 zu.

Abstimmungsergebnis
Dafür: 22, Dagegen: 0

Datenstand vom 03.06.2022 12:43 Uhr