Nachtragshaushalt 2022; Vorberatung des Entwurfs des Nachtragshaushalts 2022


Daten angezeigt aus Sitzung:  Sitzung des Haupt-, Finanz-, Sozial- und Kulturausschusses, 20.09.2022

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Haupt-, Finanz-, Sozial- und Kulturausschusses Sitzung des Haupt-, Finanz-, Sozial- und Kulturausschusses 20.09.2022 ö beschliessend 1

Sachverhalt

Die Verwaltung bereitet derzeit den Nachtragshaushalt 2022 vor. Der Nachtrag wird keine neuen Projekte enthalten, sondern bezieht sich nur auf Kostenmehrungen in bestehenden Bereichen sowie Verschiebungen von Einnahme und Ausgabepositionen. Der Vorbericht wird derzeit erarbeitet und baldmöglichst nachgereicht. Bereits zur Verfügung gestellt werden können für den Vermögenshaushalt das aktualisierte Investitionsprogramm. Die Änderungen zur Ursprungsplanung sind farblich hervorgehoben. Für den Verwaltungshaushalt wird die Gruppierungsübersicht der Einnahmen und Ausgaben sowie der 1. Nachtrag mit allen geänderten Haushaltsstellen bereitgestellt. Ziel sollte es sein einen Empfehlungsbeschluss an den Stadtrat zu fassen um dann den Nachtragshaushalt in der kommenden Stadtratssitzung beschließen zu können.  

Die Stadt Füssen befindet sich trotz des verabschiedeten Haushaltskonsolidierungskonzepts weiter in einer finanziell sehr angespannten und bedrohlichen Haushaltslage. Aufgrund äußerlichen und internen Faktoren sind in Teilbereichen des Haushalts massive Verschiebungen und Veränderungen an den ursprünglich geplanten Ansätzen abzusehen. Die beschlossenen Konsolidierungsmaßnahmen werden ihre Potentiale aufgrund der zunächst notwendigen Umsetzung erst im Jahr 2023 entfalten und können daher nur partiell bereits zur Entlastung des aktuellen Haushalts beitragen. Der Stadtrat und die Verwaltung haben alle Hebel und Energien in Bewegung zu setzen die Konsolidierungsmaßnahmen schnellstmöglich umzusetzen um Entlastungen für den städtischen Haushalt herbeizuführen. 

Zur ohnehin äußerst prekären Finanzlage der Stadt Füssen kommen nun die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und die damit einhergehenden Energiekostenexplosionen hinzu, welche die Stadt mit Ihrer Vielzahl an Gebäuden und der bestehenden Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen mit voller Wucht treffen und den Verwaltungshaushalt weiter belasten. Die bereits seit der Corona Krise vorherrschende Rohstoffknappheit und damit einhergehende Preissteigerungen werden durch die Kriegsgeschehnisse weiter verschärft und belasten städtische Bau- und Unterhaltsmaßnahmen. Auch die Auswirkungen hieraus auf das städtische Großbauprojekt Neubau/Sanierung der Grund- und Mittelschule sind aktuell kaum absehbar. 

Für die Stadt wird sich aufgrund der hohen Verschuldung das Thema Zinsen wieder in den Vordergrund drängen. In den vergangenen Jahren fand dies aufgrund der Niedrigzinsphase kaum mehr Beachtung. Die Zinssteigerungen seit Jahresbeginn - auch im Bereich der Kommunaldarlehen - wurden in dieser Größenordnung nicht erwartet. Aufgrund der anstehenden geplanten Neuverschuldungen und einem voraussichtlichen Schuldenstand des Kernhaushalts von über 50 Mio. EUR zum Jahresende 2022 werden weitere Konsolidierungsmaßnahmen notwendig werden um die Zinssteigerungen kompensieren zu können.

Im laufenden Jahr finden zudem Bereinigungen der städtischen Haushaltsbücher statt. Hier sind teils Forderungen in beträchtlicher Höhe aus früheren Jahren eingebucht, welche auf Grund von bspw. Unternehmensinsolvenzen abgeschrieben werden müssen und somit negative Auswirkungen auf den Haushalt haben. Die allgemeine Bereinigung des städtischen Haushaltswesens wird hier noch weitere Zeit in Anspruch nehmen und auch Thema der künftigen Haushaltsjahre sein. Nach aktuellen Erkenntnissen werden sich die Bereinigungen der Kasseneinnahmereste im Jahr 2022 auf ca. 1,9 Mio. EUR belaufen.

Die Jahresabschlussarbeiten für das Jahr 2021 konnten aufgrund des Personalengpasses erst nach Verabschiedung des Haushalts abgeschlossen werden. Der Verlustvortrag konnte sich hier Dank haushalterischer Korrekturen auf knapp 9 Mio. EUR verringern und liegt damit ca. 5 Mio. EUR unter dem in der Ursprungsplanung angenommenen Gesamtverlust aus Vorjahren. 

Der, im Haushalt 2022, geplante Veräußerungserlös der Augsburger Straße 15 mit veranschlagten 6,5 Mio. EUR ist derzeit nicht absehbar und mit einer Einnahme im Jahr 2022 kann nicht mehr gerechnet werden.

Die aufgezeigten erheblichen Änderungen gegenüber dem ursprünglich geplanten Haushalt machen einen Nachtrag gemäß Art. 68 Abs. 2 Nr. 1 und 2 GO notwendig.

Der Schuldenstand wird sich auf dieser Grundlage voraussichtlich auf den Betrag von ca. 51,8 Mio. EUR zum Ende des Jahres 2022 belaufen.

Zusammenfassend erläuterte Stadtkämmerer Thomas Klöpf die finanzielle Situation aufgrund des Nachtragshaushalts anhand der beiliegenden Präsentation. Auf diese wird verwiesen.

Beschlussvorschlag

Der Haupt-, Finanz-, Sozial- und Kulturausschuss nimmt den Entwurf des Nachtragshaushaltsplans und der Nachtragshaushalt zur Kenntnis und empfiehlt dem Stadtrat die Nachtragshaushaltssatzung entsprechend dem Entwurf zu beschließen.

Diskussionsverlauf

Bürgermeister Maximilian Eichstetter berichtet, dass es bezüglich des Haushaltskonsolidierungskonzeptes und dessen Umsetzung ein Monitoring innerhalb der Verwaltung geben werde. Außerdem informierte er darüber, dass es seitens der Aufsichtsbehörden, insbesondere der Regierung von Schwaben etwas seltsam anmute, wenn sich die Stadt Füssen angesichts der finanziellen Nöte mit Schreibweisen und vermeintlichen Kleinigkeiten wie einen jährlichen Pachtzins von 1.500 Euro „verzettele“. Er nahm damit auf die jüngste Berichterstattung in der Allgäuer Zeitung Bezug.

Zu den Stabilisierungshilfen wies er darauf hin, dass diese der Schuldentilgung dienen und deshalb auch wichtig und notwendig sind, auch wenn diese aktuell die Liquidität der Stadt Füssen aktuell nicht verbessern.  Natürlich reduzieren sie die Belastung der folgenden Jahre, dies umso mehr, angesichts des deutlich steigenden Zinsniveaus. Er stellte klar, dass die Stabilisierungshilfen grundsätzlich als Zuwendung gewährt werden, die nur dann zurückbezahlt werden müssen, wenn die Stadt die Konsolidierungsziele nicht erfüllt. Sie sind vor allem keine Kredite.

Christine Fröhlich spricht noch die Kassenkredite an. Nach den Vorgaben der Gemeindeordnung sollten diese 1/6 des Volumens des Verwaltungshaushalts nicht überschreiten. In Füssen sind diese mehr als doppelt so hoch.  

Stadtkämmerer Thomas Klöpf war froh diese Kassenkredite zu haben und sie seien auch bereits in Anspruch genommen worden. Eben wegen dieser notwendigen Inanspruchnahme in der haushaltslosen Zeit im vergangenen Jahr bis zur Genehmigung der Haushaltssatzung in diesem Jahr sei diese Höhe auch nötig gewesen.

Nikolaus Schulte fragt, ob alle (bisher leider negativen) Überraschungen nun vorbei seien. Thomas Klöpf ist der Ansicht, dass es immer noch Überraschungen geben wird. Auch hinter den V-Konten sei noch keine Haken gemacht worden. 

Ilona Deckwerth spricht die Verkaufserlöse beim Verkauf der Eisenbahnsammlung aus. Hier sei ihrer Erinnerung deutlich mehr zu erwarten gewesen.  Ihrer Erinnerung zur Folge habe diese Sammlung einen Wert von mehr als 3 Millionen DM gehabt. 

Dem widerspricht Bürgermeister Maximilian Eichstetter. Im Vorfeld der Vermarktung der Sammlung haben Fachleute mit einem deutlich geringeren Ertrag gerechnet. Daraus resultierte auch der Haushaltsansatz von 50.000 Euro, der im Rahmen der Hashaltsberatungen am 29. März 2022 aus dem Gremium als zu positiv bewertet wurde. Umso erfreulicher sei es nun, dass hier mit 65.000 Euro mehr als geplant erzielt werden konnte.

Weiter bemängelt Ilona Deckwerth die Ausgaben beim Bundesstützpunkt (BSP). Es könnten nicht 3,4 Mio. ausgegeben werden. Hier müsse nochmals mit Bund und Land wegen höherer Zuschüsse verhandelt werden. 

Stadtkämmerer Thomas Klöpf weist darauf hin, dass alle Maßnahmen, die hier aufgeführt sind, auch bereits angestoßen sind. Es sind gegenüber den Haushaltsberatungen keine neuen oder zusätzlichen Maßnahmen enthalten.

Bürgermeister Maximilian Eichstetter erklärt, die Zuweisungen von Bund und Land seien zweckgebunden, wurden aber teilweise nicht verbaut; insofern hätte ein größerer Spielraum für Instandhaltungsmaßnahmen bestanden, der aber in den vergangenen Jahren nicht immer genutzt wurde.

Ilona Deckwerth erinnert dazu an ihre Anfrage aus den Haushaltsberatungen und bittet um diesbezüglich Zahlen, um diese auch inhaltlich prüfen zu können. Dem schloss sich auch Nikolaus Schulte an.

Nikolaus Schulte warnt davor, das BSP voreilig zu schließen. Dem Stadtrat werde ja immer wieder gesagt, dass in diesem Fall die Zuwendungen zumindest anteilig zurückbezahlt werden müssen.  Für ihn sei es deshalb zielführender, den Bundesstützpunkt einer einer energetischen Sanierung zu unterziehen und besser zu vermarkten bzw. zu versuchen, eine bessere Förderung zu erreichen.

Wolfgang Bader gibt Ilona Deckwerth insofern recht, dass nachverhandelt werden müsse, um mehr Geld zu erhalten. 

Simon Hartung wirft ein, dass der BSP ist heruntergekommen ist. Die Stadt müsse erst wieder Vertrauen zurückgewinnen. Derzeit sei die Auslastung enorm. Das Sommereis hat bereits im vergangenen Jahr ein Plus erwirtschafte. Ilona Deckwerth t entgegnet, dass die Eiskosten als Durchschnitt über das ganze Jahr gerechnet werden. Die realen Kosten des Sommereises seien höher. 

Stadtkämmerer Thomas Klöpf beantwortet sodann weitere Fragen zum Lückenschluss des Radweges Hopfen am See, dem Parkdeck beim Klinikum.

Christine Fröhlich bittet um die Gruppierungsübersicht, aus der auch die geplanten Ersatzdeckungsmittel ersichtlich sind. Außerdem erinnert sie wieder daran, doch die Unterlagen rechtzeitig bereit zu stellen. Im Übrigen bedankte sie sich für die gute und übersichtliche Darstellung der Situation im Vorbericht.

Nikolaus Schulte möchte sich in einem gesonderten Tagesordnungspunkt oder evtl. sogar in einer eigenen Sitzung mit dem BSP beschäftigen. Außerdem müsse über die städtischen Liegenschaften bzw. dem weiteren Umgang mit denselben gesprochen werden.

Beschluss

Der Haupt-, Finanz-, Sozial- und Kulturausschuss nimmt den Entwurf des Nachtragshaushaltsplans und der Nachtragshaushalt zur Kenntnis und empfiehlt dem Stadtrat die Nachtragshaushaltssatzung entsprechend dem Entwurf zu beschließen.

Abstimmungsergebnis
Dafür: 12, Dagegen: 1

Dokumente
2022-08-17 Genehmigung LRA Ostallgäu Kreditaufnahme Stadt FÜS wg Auflage HH 2022 (.pdf)
2022-09-10 Entwurf Gruppierungsübersicht Ausgaben Verwaltungshaushalt (.pdf)
2022-09-10 Entwurf Gruppierungsübersicht Einnahmen Verwaltungshaushalt (.pdf)
2022-09-10 Entwurf Nachtragshaushaltsplan Verwaltungshaushalt (.pdf)
2022-09-10 Entwurf Nachtragshaushaltssatzung (.pdf)
2022-09-10 Entwurf Stand der Schulden 2022 (.pdf)
2022-09-10 Investitionsprogramm Stadt Füssen 2022 Nachtragshaushalt Entwurf HFSK Sitzung am 20-09-2022 (.pdf)
2022-09-16 Entwurf Vorbericht zum Nachtragshaushaltsplan (.pdf)
2022-09-16 Stellenplan - Übersicht 2022 nur Stadt Füssen (.pdf)
2022-09-20 Nachtragshaushalt Vorstellung Entwurf im HFSK (.pdf)
2022-09-20 Power Point Nachtragshaushalt Vorstellung Entwurf im HFSK am 20-09-2022 (.pdf)

Datenstand vom 27.09.2022 09:45 Uhr