Neugestaltung des Berliner Platzes


Daten angezeigt aus Sitzung:  11. Sitzung des Stadtrates, 16.10.2024

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Stadtrat (Stadt Lindau) 11. Sitzung des Stadtrates 16.10.2024 ö beschließend 5

Sachverhalt

1.        Grundlage
Die Umgestaltung des Berliner Platzes stellt eine der zentralsten Aufgaben für die künftige Entwicklung von Reutin Mitte dar. Bereits in seiner heutigen Form weist er Defizite in der Funktion als Verkehrsknoten auf. Die Verlagerung des Bahnhofs, der Bau des Vier-Linden-Areals und der Umbau des Lindauparks machen eine grundlegende Umstrukturierung unumgänglich, bieten zugleich aber auch die Chance, den Platz einer neuen Geltung als öffentlicher Raum und Stadtteilzentrum hinzuzuführen. 

2.        Historie

Der Stadtrat hat in seiner Sitzung am 27. Juni 2018 die Übergangslösung „Turbokreisel“ am Berliner Platz beschlossen und rechtzeitig für die Inbetriebnahme des Bahnhofs Reutin erstellt.

Die Stadt Lindau ist bestrebt, ein klimaschonendes und zukunftsfähiges Mobilitätsangebot bereit zu stellen. Daher wurde das Bauamt im April 2022 vom Bau- und Umweltausschuss beauftragt, ein neues Stadtbuskonzept zu erarbeiten. Darüber hinaus sind durch den Ausbau des Bahnhofs Reutin zum Fernbahnhof sowie die bislang lediglich provisorische Verkehrsführung durch den Turbokreisel Planungen für die verkehrliche und städtebauliche Entwicklung des Berliner Platzes erforderlich. Dieser soll zu einer multimodalen Mobilitätsdrehscheibe werden, um ebenfalls Teil der klimaneutralen Mobilität in Lindau zu werden.
Im Juli 2022 wurde ein Stadtrat-Workshop durchgeführt mit dem Ziel, gemeinsam Kriterien für das neue Stadtbuskonzept, die städtebauliche Neugestaltung des Berliner Platzes und Mobilitätsdrehscheibe, dort wurden folgende Kernaussagen für die Planung gestellt:
  • Die Notwendigkeit, das Rendezvouskonzept aufrecht zu erhalten 
  • Die Lösung der Stausituation zwischen Berliner Platz und Kolpingkreisel wurde als zentrales Element für ein stabiles Stadtbussystem genannt
  • Optimierungsvorschläge wie eine alternierende Bedienung Gstäudweg/Krankenhaus und die Optimierung der Ringbuslinie in V2 wurden aufgegriffen
  • Eine Einbindung der Nachbargemeinden wurde angeregt
  • Die Auflassung einiger Haltestellen z.B. im Bereich Inselkern ist akzeptabel;
  • Andere Haltestellen wie z.B. Alwind, Zech, Glitzenweiler Hof und Therme müssen weiter bedient werden;
  • Bedarfsverkehre zum Ersatz von Linienverkehren mit schwacher Nachfrage wünschenswert.

Im Juni 2024 wurde durch den Bau- und Umweltausschuss (BAS) zudem die Ausschreibung der Verfahrensbetreuung des städtebaulichen Wettbewerbs zur Neugestaltung des Berliner Platzes beschlossen sowie eine professionelle Öffentlichkeitsbeteiligung empfohlen.

Folgende Meilensteine bilden die Grundlage für die Neugestaltung des Berliner Platzes:
  • STR 2012 Beschluss zur Lösung der temporären Verkehrsprobleme am Berliner Platz und in der Bregenzer Straße 
  • STR 2013 Beschluss Verkehrskonzept Berliner Platz (Büro Stahl)
  • STR 2014 Vergabebeschluss KLiMo
  • 2015 Ortsteilbegehung Berliner Platz im Rahmen des ISEKs
  • STR 2015 Vergabebeschluss Planung Berliner Platz und Bahnhofserschließung
  • WAS am 16.03.2016 Beschluss – Planung „Kreuzung mit LSA“
  • STR am 20.07.2016 Grundsatzbeschluss – Planung eine Fly Under
  • STR am 14.12.2016 Beschluss – Planung einer verkehrlichen Übergangslösung
  • STR am 21.06.2017 Beschluss des KLiMo´s
  • STR am 11.07.2017 Beschluss Erweiterung des Lindauparks mit Erschließung über die Kemptener Str. abzuwarten, bevor weitere Planungsschritte unternommen werden. 
  • STR-Workshop am 28.02.2018 zum Berliner Platz 
  • STR am 27.06.2018 Beschluss Berliner Platz – Übergangslösung
  • Ortsteilbegehung im Februar 2019 im Rahmen der Ausarbeitung der Vorbereitenden Untersuchung „Reutin Mitte“ zur Vorbereitung der Sanierungsgebiete in Reutin 
  • STR am 16.12.2020 Beschluss der Vorbereitenden Untersuchung und der Sanierungs­gebiete Reutin-Mitte 
  • STR am 21.07.2021 Ergebnis der Bürgerbeteiligung Karl-Bever-Platz (Auffangparkplatz erforderlich)
  • STR am 27.10.2021 Beschluss Klimaneutralität 2035
  • BAS am 04.04.2022 Beschluss Stadtbus Optimierung
  • STR-Workshop am 29.07.2022 mit dem Ziel, gemeinsam Kriterien für das neue Stadtbuskonzept, die städtebauliche Neugestaltung des Berliner Platzes und Mobilitätsdrehscheibe
  • BAS am 04.06.2024 Beschluss zur Ausschreibung der Wettbewerbsbetreuung  sowie Empfehlung zur Öffentlichkeitsbeteiligung

3.        Erfordernis

Die städtebauliche Aufwertung und Neugestaltung des Berliner Platzes in Lindau ist aus mehreren Gründen wichtig:

  • Verkehrsoptimierung: Eine Neugestaltung bietet die Möglichkeit, den Verkehrsfluss zu verbessern und sicherere Wege für Fußgänger und Radfahrer zu schaffen. Dies kann zu einer Reduzierung von Unfällen und einer besseren Erreichbarkeit führen.
  • Identitätsfindung: Mit dem Fernbahnhof und einem Bundesstraße, die als Ortseinfahrt in das Stadtgebiet fungiert, soll der Berliner Platz ein Ort des Ankommens werden. Entsprechende bauliche bzw. visuelle Hinweise müssen hierfür gesetzt werden.
  • Strukturelle Verknüpfungen: Verbindung des nördlichen Platzbereichs (Vorplatz Lindaupark) und des südlichen Bereichs (Vorplatz künftiger Bahnhof) zur Etablierung eines Zentrums auf dem Festland. Einzelhandel und Gastronomie spielen eine bedeutende Rolle.
  • Wirtschaftliche Belebung: Ein ansprechend gestalteter Platz kann mehr Besucher anziehen, was wiederum den lokalen Handel und die Gastronomie stärkt. Dies kann zu einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung der gesamten Region beitragen.
  • Nachhaltigkeit und Umweltschutz: Moderne städtebauliche Projekte legen oft großen Wert auf Nachhaltigkeit. Durch die Integration von Grünflächen, umweltfreundlichen Materialien und Energie Effizienz kann der ökologische Fußabdruck reduziert werden.
  • Verbesserung der Lebensqualität: Durch die Neugestaltung können öffentliche Räume attraktiver und funktionaler gestaltet werden, was die Lebensqualität der Bewohner erhöht. Stadträume fördern das soziale Miteinander und bieten Raum für Freizeitaktivitäten.
  • Kulturelle und historische Aufwertung: Durch die Einbindung von Kunstwerken, Denkmälern oder historischen Elementen kann der Platz zu einem kulturellen Highlight werden, das die Identität und Geschichte der Stadt widerspiegelt.

Fachliche Bewertung

  1. Problemstellung
Das Lindauer Straßennetz ist besonders auf den Ost-West- und Nord-Süd-Achsen sehr stark belastet. Dies führt zu hohen Emissionen und einer störenden Wirkung (besonders durch Lärm) für die Anwohner. An Knotenpunkten wie dem Berliner Platz, wo zwei Bundestraßen aufeinandertreffen, entstehen zeitweise Rückstaus, die den Verkehrsfluss im Stadtgebiet deutlich beeinträchtigen. 

In der Tourismushochsaison kommt es zu einem Anstieg der Verkehrsmengen und somit zu einer deutlichen Verschärfung der Verkehrsproblematik. Besonders die Zufahrten zur Insel sowie der Parkraum vor und auf der Insel sind stark von den zusätzlichen Verkehrs­belastungen bzw. der zusätzlichen Nachfrage betroffen. Der vorhandene Verkehrsknoten „Berliner Platz“ muss für die Anforderungen der Zukunft umgebaut werden. Die vorhandene Übergangslösung genügt schon heute nicht den Anforderungen an einen Verkehrsknoten einer Bundestraße.  

  1. Zielsetzung
Die Neugestaltung des Berliner Platzes ist eine der wichtigsten Maßnahmen der Stadtentwicklung der nächsten Jahre. Ziel ist die Errichtung eines neuen Bahnhofsgebäudes (Empfangsgebäude), die städtebauliche und verkehrliche Neuordnung des gesamten Platzes, die Schaffung einer Verknüpfung zum geplanten Stadtentwicklungsgebiet Reutin-Süd sowie die Errichtung eines Mobility Hubs, welche die Schlüsselmaßnahme zur Neuordnung der Lindauer Mobilität darstellen soll.
Ein Mobility Hub, auch „Mobilitätsdrehscheibe“ genannt, ist nach einhelliger Definition ein Ort, an dem verschiedene Verkehrsträger und Mobilitätsservices räumlich zusammen­kommen und miteinander verknüpft werden.

Verkehrsträger sind dabei der Schienenverkehr (DB, ÖBB, usw.), der Stadt- und Regionalbus, Radfahrer und Fußgänger sowie der motorisierte Individualverkehr (MIV), insbesondere im Hinblick auf den touristischen Individualverkehr.

Die Mobilitätsdrehscheibe soll in Form eines langgestreckten Gebäudes zwischen Bregenzer Straße und den Gleisflächen errichtet werden. Die PKW erhalten dabei eine Ein- und Ausfahrt auf Höhe der bestehenden Zu- und Ausfahrt der ebenerdigen Stellplatzanlage. Damit wird verhindert, dass PKW weiter in das Stadtgebiet oder den Berliner Platz einfahren. Dadurch soll eine Verkehrsentlastung des Straßennetzes erreicht werden. Die MIV-Stellplätze werden auf verschiedenen Ebenen oberhalb des Erdgeschosses untergebracht werden. Im Erdgeschoss soll ein zentraler Omnibushalteplatz (ZOB) für den Stadt- und Regionalbus errichtet werden, was eine Verlagerung des bestehenden ZUP an den Berliner Platz bedeutet.

Da dies eine erhebliche Verschiebung des neuen ZOBs aus der funktionalen Mitte des Stadtgebietes bedeutet, aber auch eine erhebliche Verbesserung und Attraktivierung des ÖPNV mit sich bringen kann, wurde ein neues Stadtbuskonzept ausgearbeitet. Diese für Lindau einmalige Chance, also die Errichtung eines neuen Bahnhofsgebäudes, der Bau eines Mobility Hubs sowie die Entwicklung eines neuen Stadtbussystems sind die Lösungsansätze der Stadtentwicklung und Mobilitätsplanung auf die bestehende unbefriedigende Verkehrssituation in Lindau, die Herausforderungen des Klimawandels und die Notwendigkeit zur Verbesserung des ÖPNVs.

  1. Lösungsansatz und Anforderungen der Mobilitätsdrehscheibe
Angestrebt wird eine multimodale Mobilitätsdrehscheibe, die klimaschonende und zukunfts­fähige Mobilitätsangebote vereint. Wichtige Bestandteile sind neben dem Fernbahnhof Lindau-Reutin die Verknüpfung mit dem Stadtbus sowie einer Parkierungsanlage. Die Be­standteile werden nachfolgenden detailliert beschrieben.

    1. Umsetzung des Parkraumkonzeptes
Das Parkraumkonzept der Stadt Lindau hat als wesentlicher Meilenstein die Etablierung von ortsstrategischen Park+Ride-Anlagen formuliert, um touristische Tagesbesuche frühzeitig abzufangen und sie zu unterstützen, nicht mit dem Auto auf der Insel zu fahren. Dies kann gelingen wenn ein Shuttleverkehr vorhandeln ist wie am Bahnhof Reutin. Die benötigten Grundstücke der zu beplanenden Fläche östlich des Bahnhof Reutin wurden im Oktober 2023 erworben. Aktuell wird diese Fläche als ebenerdiger Parkplatz mit Zufahrt im Osten von der Bregenzer Straße genutzt. Zudem befinden sich an der Bregenzer Straße aktuell Haltestellen des Stadtbusses, des Regionalbusses und der Fernbusse. Diese bieten zurzeit leider keine optimale Verknüpfung mit dem Schienenverkehr und sollten als Teil der Mobilitätsdrehschiene im Erdgeschoss des neuen Gebäudes Platz finden.

Der Bau des über dem Busbahnhof angedachten Parkhauses wurde bereits in Test­entwürfen vor dem Kauf geprüft und ist trotz der geringen Tiefe der Fläche grundsätzlich umsetzbar. Aufgrund der jetzt vorliegenden Eigentumsverhältnisse wird die Planung einer zentralen Umsteigestelle für Busse weiter konkretisiert.

    1. Voraussetzungen für die Mobilitätsdrehscheibe
Am Berliner Platz müssen alle Verkehrsarten gut verknüpft werden. Für eine Mobilitätsdrehscheibe Berliner Platz werden folgende verkehrliche Einrichtungen benötigt: 

  • Ausreichend Bushaltestellen für den Stadtbus und Regionalbus. Um Verspätungen abzufangen, kann es sinnvoll sein, zusätzliche Haltepositionen bereitzuhalten. Gleichzeitig sind Abstellpunkte für Pausen und Ladevorgänge nötig.
  • Haltestelle für Fernbusse 
  • Taxiwartestände 
  • Überdachte Fahrradstellplätze für Bike and Ride, ggf. auch Fahrradparkhaus 
  • Station für Leihscooter und -fahrräder 
  • Stellplatz für Carsharing 
  • P+R-Parkhaus 

Neben Mobilitätsangeboten sollen weitere Serviceangebote implementiert werden: 
  • Packstationen (siehe 3.4 Emissionsarme City-Logistik) 
  • Mikrohubs (siehe 3.4 Emissionsarme City-Logistik) 
  • Kiosk/Bäckerei 
  • Öffentliche Toiletten 

  1. Verkehrsknoten Berliner Platz und Etablierung einer Mobilitätsdrehscheibe
Der vorhandene Verkehrsknoten „Berliner Platz“ muss für die Anforderungen der Zukunft umgebaut werden. Die vorhandene Übergangslösung genügt schon heute nicht an den Anforderungen an einen Verkehrsknoten einer Bundestraße. Der gesamte Berliner Platz soll zu einer für alle Verkehrsarten sicheren und leistungsfähigen Verkehrsanlage entwickelt werden. Grundvoraussetzung für die angestrebte Verknüpfung der verschiedenen Verkehrsarten (Schienenverkehr, Regionalbus, Stadtbus, Radverkehr, Fußverkehr,…) ist ein leistungsfähiger Verkehrsknoten, der auch den Ansprüchen des übergeordneten Straßennetzes an dieser Stelle gerecht wird. 

Für die Umsetzung eines neuen Linienkonzeptes ist der Umbau des Berliner Platzes eine zwingende Voraussetzung. Im Zuge einer Testplanung wurden für den Berliner Platz mehrere Varianten mit ZUP und darüber liegendem Parkhaus entwickelt. Eine wesentliche Forderung kam von Seiten des Stadtbusses, dass der ZUP beidseitig an die Bundesstraße angebunden werden muss. Es ergeben sich sonst unnötige Umwegefahrten. Eine weitere Forderung kam von Seiten der Bahn, dass der Abstand von der nächstgelegenen Gleisachse bis zum ZUP/Parkhaus mindestens 10 m betragen muss. Die Beibehaltung des derzeitigen Turbokreisels (Provisorium) schränkt die Errichtung eines neuen Bahnhofsgebäudes und eines Fahrradparkhauses massiv ein, wenn die Forderung des Stadtbusses erfüllt werden soll. Deshalb wurde eine Lösung mit einer Ampel (VLSA) entwickelt. Da die Einmündung der Rickenbacherstraße geometrisch sehr ungünstig erfolgt, sind nicht alle Beziehungen von und zur Rickenbacherstraße möglich. So wurde eine Lösung entwickelt, die die Anbindung des ZUP an beiden Seiten vorsieht, das Parkhaus wird nur im Osten durch die bereits bestehende VLSA erschlossen. 

Die Ergebnisse der Testplanung haben aber gezeigt, dass die Platzverhältnisse zwischen Bahn und Bundesstraße sehr beengt sind. FlyUnder und ZUP/Parkhaus sind nicht miteinander verträglich. Ein FlyUnder benötigt im Bereich der Rampen 4 Fahrspuren (je 2 für Unterführung und 2 für die Vorbeifahrt in den Kreisverkehr) plus Stützmauern für die Rampen. Die bei den Testplanungen als Bestlösung bezeichnete Variante kommt im Bereich Bodensee Hotel mit 3 Fahrspuren aus. Der FlyUnder hat hier einen Mehrbedarf von ca. 4,5m. 

Mit dem Kauf des Grundstückes für ZUP/Parkhaus verschärfte die Deutsche Bahn ihre Forderung und verlangte 10m Abstand zwischen Gleisachse und ZUP/Parkhaus. Dies stellen äußerst herausfordernde Rahmenbedingungen für die gewünschten Anforderungen dar. 

Um dies wettzumachen und eine funktionierende Mobilitätsdrehscheibe zu erhalten wurden im Bereich des ZUP umfangreiche Änderungen notwendig. Der Bussteig wird lagemäßig etwas in Richtung Bundesstraße verschoben. Die Anlegekante in Richtung Österreich nutzt nun die angrenzende Fahrspur der Bregenzer Straße gleichzeitig als Manöverspur. Durch das Zusammenlegen dieser beiden Spuren konnte der geforderte größere Abstand kompensiert werden. Dadurch können Busse zukünftig in beide Fahrtrichtungen unabhängig voneinander wegfahren, und nicht wie bisher am bestehenden ZUP erst nach Abfahrt des vorderen Busses abfahren. Auch die Wendemöglichkeit sowie die geforderte Anzahl an Haltepositionen für Busse (Stadtbus, Regionalbus, Fernbusse, Schienenersatzverkehr, Ladeposition E-Busse, Parkpositionen…) können so gewährleistet werden und bieten Flexibilität für zukünftige Entwicklungen. 

Auch kann so eine notwendige Mindestbreite für den Bussteig erreicht werden. Dieser muss neben den Busfahrgästen und notwendigen Möblierungen (Bänke, Blindenleitsystem, Fahrgastinfo…) auch genügend Platz für die notwendige Statik (Stützen…) sowie Treppenaufgänge und Lifte vorsehen. 

Der Geh- und Radweg entlang der Bregenzer Straße wird direkt an die Bahn verlegt und verläuft dadurch kreuzungsfrei, ohne Störungen durch andere Verkehrsströme geradlinig entlang der Bahn. 

Getrennte Ein- und Ausfahrten von der Bregenzer Straße für Bus und PKW (Parkhaus) ermöglichen eine einfache und sichere Verkehrsführung. Der „Innenbereich“ des Busbereichs wird nur von Bussen und Fußgängern / Fahrrädern befahren. 

Gegenüber der Bestvariante, die beim nö-Stadtrats-Workshop 29. Juli 2022 präsentiert wurde, konnten weitere folgende Verbesserungen erreicht werden: 

  • Das Mindestgrün für Fußgänger beträgt 16 Sekunden 
  • Der Schutzweg zwischen Bahn und Bussteig ist vollständig gesichert, wenn sich kein Bus für die Ausfahrt anmeldet bekommt dieser Schutzweg sogar Dauergrün. 
  • Der Verkehrsfluss auf der Kemptener Straße Richtung Bahn wurde deutlich verbessert. 
  • Es wird nur in einer Richtung Qualitätsstufe D erreicht, sonst immer Qualitätsstufe C (Bei der Bestvariante vom Workshop waren es 2 Richtungen). Es handelt sich dabei um die Richtung von Osten (Bregenz) her. In diesem Abschnitt verkehren aber keine Linienbusse.

Die Umgestaltung als Ampelkreuzung bringt folgende Vorteile:
  • Verkehrssteuerung: Ampeln können den Verkehrsfluss gezielt steuern und anpassen, um Staus zu vermeiden, insbesondere bei hohem Verkehrsaufkommen, wie es am Berliner Platz in Zukunft zu erwarten ist.
  • Sicherheit: Sie bieten klare Signale, die das Risiko von Unfällen verringern können, insbesondere für die schwächeren Verkehrsteilnehmer.
  • Flexibilität: Ampeln können für verschiedene Tageszeiten und Verkehrsbedingungen programmiert werden.


  1. Städtebauliche Neuordnung am Berliner Platz
Durch den Ausbau des Bahnhofs Lindau-Reutin zum Fernbahnhof, die Verlegung des zentralen Umsteigepunkts sowie die bislang lediglich provisorische Verkehrsführung durch den Turbokreisel sind Planungen für die verkehrliche und städtebauliche Entwicklung des Berliner Platzes erforderlich.

    1. Aktueller Projektstand
Um eine möglichst gute städtebauliche Gesamtlösung zu finden, arbeitet das Bauamt an der Durchführung eines städtebaulichen Wettbewerbs. Hierfür wurden die ersten Schritte in der Bau- und Umweltausschuss am 4. Juni 2024 veranlasst. Die Stadtverwaltung hat im Nach­gang zu dieser Sitzung ein Büro für die Betreuung des Wettbewerbsverfahrens durch eine Ausschreibung gefunden, welches nach einer Förderzusage durch die Regierung von Schwaben voraussichtlich noch im Oktober beauftragt wird.
Parallel wurde ein Konzeptvergabeverfahren für die professionelle kommunikative Projekt­begleitung ausgeschrieben, welches aktuell noch läuft. Ende Oktober soll hier ein Konzept ausgewählt werden, so dass das ausgewählte Büro parallel zur Erarbeitung des Auslobungs­textes für den städtebaulichen Wettbewerb mit der Beteiligung starten kann. Die Ergebnisse der Öffentlichkeitsbeteiligung sollen selbstverständlich in den Auslobungstext mit einfließen.

    1. Umgriff städtebaulicher Wettbewerb
Siehe beigefügter Lageplan. 

Eine Anpassung des Umgriffs ist im Laufe des Wettbewerbsverfahrens noch möglich und wahrscheinlich.

    1. Ziele des Wettbewerbs 
Der Bereich um den neugestaltete Berliner Platz soll
  • eine starke Identität vermitteln und somit eine neue Visitenkarte der Stadt Lindau sein.
  • unter Beteiligung der Bevölkerung, insbesondere der Anliegerinnen und Anliegern und Grundeigentümerinnen und Grundstückseigentümern in einem offenen Prozess entstehen.
  • als Mobilitätsdrehscheibe und Ort des Umsteigens Raum für den Stadtbus, Regionalbusse, Fernbusse, Taxen, On-Demand-Angebote, Fahrräder und Mieträder sowie Fußgänger bieten.
  • ein starkes, belebtes, gemischtes Quartier sein. Neue Nutzungen sollen integriert werden und bestehende, wie der Vorplatz des Lindauparks, eingebunden und aufgewertet werden. 
  • städtebaulich durch herausgebildete Raumkanten umgeben sein und eine hohe Freiraum- und Verweilqualität aufweisen. Die Aufenthaltsräume sollen hierbei mehr als nur eine Verkehrsfunktion übernehmen. 

Auswirkungen auf die Klimaziele der Stadt Lindau

Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung wie grüne Infrastruktur, wassersensible Entwicklung und eine Durchlüftung sollen Berücksichtigung finden.

Die Einzelheiten werden hierbei bei der Ausarbeitung des Auslobungstextes für den städtebaulichen Wettbewerb konkretisiert.

Finanzielle Auswirkungen

Mobilität
Verkehrsgutachten        60.000 €

Städtebaulicher Wettbewerb
Verfahrensbetreuung         (inkl. juristischer Begleitung: ca. 110.000 € 
Preisgelder        (noch nicht berechnet, Schätzung ca. 100.000 €)
Preisrichtersitzung        (kann noch nicht definiert werden)


Öffentlichkeitsbeteiligung        
Phase 1:        ca. 45.000 €
Phase 2:        (noch nicht bekannt)
Phase 3:         (noch nicht bekannt)

Förderung jeweils ca. 80% durch die Städtebauförderung der Regierung von Schwaben.

Realisierungsversprechen des Wettbewerbs        
Erschließungsmaßnahmen        n.n.
Bau Parkhaus (500 Stellplätze)        bis LP 3 ca. 500.000€
Bau Fahrradparkhaus (500 Stellplätze)        
Bau Empfangsgebäude        (wird extern vergeben)
Etc.         

Diskussionsverlauf

Der Leiter des Stadtbauamtes, Herr Koschka, führt aus, dass man grundsätzlich offen dem gegenüber sei, wenn es bei ähnlicher Leistungsfähigkeit und kostengünstiger eine andere Lösung als eine Ampellösung gäbe. 

Beschluss

  1. Der Stadtrat beschließt die Planung eine Mobilitätsdrehscheibe mit Auffangparkplatz und einer zentralen Umsteigestelle für Busse im Erdgeschoss. 

  1. Der Stadtrat beschließt den verkehrlich leistungsfähigsten Umbau des Berliner Platzes. Zuletzt wurde die Ampelkreuzung als leistungsfähigste Variante bewertet. Den Teilnehmer des Wettbewerbs wird freigestellt eine alternative, gleich­wertig leistungsfähige und vergleichbar kostengünstige Kreuzungsvariante auszu­arbeiten, die sicherstellt, dass der Stadtbus ungehindert in der Mobilitäts­dreh­scheibe Ein- und Ausfahren kann.

  1. Der Stadtrat beauftragt die Kämmerei, die notwendigen Finanzmittel einzuplanen.

Abstimmungsergebnis
Dafür: 18, Dagegen: 3

Dokumente
Lageplan WB-Umgriff Berliner Platz (.pdf)
STR-2024-10-16-Ö05 (.pdf)

Datenstand vom 20.11.2024 15:45 Uhr