Stadtverkehr Lindau: Beschluss Übergangsvariante


Daten angezeigt aus Sitzung:  2. Sitzung des Stadtrates, 31.01.2024

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Stadtrat (Stadt Lindau) 2. Sitzung des Stadtrates 31.01.2024 ö beschließend 7

Sachverhalt

Schon vor der Fertigstellung der Mobilitätsdrehscheibe an den Bahnhof Reutin und der Umstellung des Stadtbusses auf eine der endgültigen Linienvarianten muss das Stadtbussystem pünktlicher werden. Hierfür wurden verschiedene Übergangsvarianten intern ausgearbeitet.

In allen Übergangsvarianten sollen die - während des derzeit laufenden Testbetriebs - geänderten Linienführungen auf den Linien 1 (Wannental), 2 (Holbeinstraße) und 4 (Enzisweiler Post) bestehen bleiben. Die Haltestelle Grenzsiedlung Zech soll wieder an das Liniennetz angebunden werden.

Parallel wurde seitens der Fraktion Bürger Union beantragt, dass keine Buslinien den Inselkern mehr befahren sollen. Seitens der Verwaltung wurde bisher davon ausgegangen, dass sich dieser Antrag auf das neue Stadtbuskonzept / Liniennetz bezieht, doch die Bürger Union stellte klar, dass sich der Antrag bereits auch auf die Übergangsvarianten bezieht.

Fachliche Bewertung

Die wichtigen Verkehrsachsen innerhalb Lindaus sind stark durch den fließenden Kfz-Verkehr geprägt. Straßenräume sind teilweise stark an den Belangen des Kfz-Verkehrs ausgerichtet. An einzelnen Knotenpunkten entstehen Überlastungen zu Spitzenzeiten und Konflikte zwischen den verschiedenen Verkehrsteilnehmern. Das KLiMo verfolgt maßgeblich das Ziel, dass andere Verkehrsmittel eine attraktive Alternative zum Pkw darstellen, sodass der Kfz-Verkehr insgesamt reduziert wird.

Um das Stadtbussystem pünktlich zu machen, müssen diese Ziele konsequent verfolgt werden, nur so kann eine bessere Verträglichkeit und ein besserer Verkehrsablauf erreicht werden.

Obgleich die angepassten Fahrzeiten zu einer betrieblichen Stabilisierung beitragen, können sie Verspätungen durch Stauereignisse, wie sie regelmäßig bei hohem Touristenaufkommen in der Bregenzer Straße und Kolpingstraße auftreten, nicht verhindern.

  1. Kurzfristig notwendige Verbesserungen (Überbrückung bis zum neuen Stadtbuskonzept) 

Pünktlichkeit verbessern und sich daraus ergebende Handlungsmöglichkeiten
  • Übergangsvariante 1
  • Übergangsvariante 2
  • Übergangsvariante 3 

Übergangsvariante 1
  • Die Linie 3 wird ab Gewerbegebiet bis zur Haltestelle Versöhnerkirche verlängert.
  • Die Therme wird nur noch aus Richtung Bahnhof Reutin angefahren, nicht aus Richtung Versöhnerkirche.
  • Die Linie 5 verkehrt vom ZUP kommend ab der Haltestelle Bahlsen in direkter Fahrt zur Grenzsiedlung Zech auf der Bregenzer Straße. Ab Haltestelle Grenzsiedlung Richtung ZUP verkehrt die Linie 5 rechtsabbiegend in die Zechwaldstraße zum Kopernikusplatz, von dort über Leiblachstraße rechtsabbiegend in die Bregenzer Straße und weiter in der bisherigen Linienführung.
  • Die Haltestelle Leiblachstraße entfällt ersatzlos.
Abbildung 1:        Liniennetzentwurf Übergangsvariante 1

Unabdingbare Voraussetzung: Im Bereich der Haltestelle Versöhnerkirche wird eine Wendemöglichkeit für die Linie 3 geschaffen.

Bei Umsetzung diese ÜG 1 entsteht kein zusätzlicher Fahrzeugbedarf. Die Variante ist im Vergleich zum Status quo kostenneutral.

Übergangsvariante 2

  • Die Linie 5 wird eingestellt.
  • Die Linie 3 verkehrt ab Gewerbegebiet weiter bis zur Haltestelle Grenzsiedlung.
  • Die Linie 1 kehrt in ihre frühere Linienführung zurück und ersetzt die Linie 5.
    • zwischen Josefskirche und Insel, sofern in der Münchhofstraße Parkverbot oder alternativ eine Einbahnstraßenregelung mit Ausnahmeregelung für den Stadtbus eingerichtet werden kann (Untervariante a) oder
    • zwischen Köchlin und Insel in beiden Richtungen zwischen den Haltestellen Lugeck (Steig) und Köchlin in direkter Fahrt. (Untervariante b)
Nachteil der Untervariante b: Die Haltestellen Wiedemannstraße und Josefskirche entfallen in beiden Richtungen ersatzlos. Die Haltestelle Schule Reutin wird aus der Schulstraße in die Köchlinstraße verlegt.
  • Bei Umsetzung der Varianten 2 entsteht kein zusätzlicher Fahrzeugbedarf. (Linie 5: minus zwei Fahrzeuge; Linien 3 und 1: je ein zusätzliches Fahrzeug)
  • Die Variante ist im Vergleich zum Status quo kostenneutral.
Abbildung 2: Liniennetzentwurf Übergangsvariante 2a

Abbildung 3: Liniennetzentwurf Übergangsvariante 2b

Übergangsvariante 3 – Sommerfahrplan

Die Linien 1 und 5 werden alternierend eingekürzt:
  • von Anfang Mai bis Ende Oktober
  • täglich zwischen 10:10 und 18:10 ab ZUP
  • verkehrt die Linie 1 bei jeder Fahrt zur Minute 10 ab ZUP nur bis Haltestelle Nobelstraße und dreht dort um. Damit entsteht im oben genannten Zeitraum zwischen Nobelstraße und Oberhochsteg ein Stundentakt der zwischen den Haltestellen Rickenbach und Bahnhof Reutin (an Sonn- und Feiertagen allerdings nur im Zwei-Stunden-Takt) durch die RAB-Linien 16 und 21 verdichtet werden kann.
  • verkehrt die Linie 5 bei jeder Fahrt zur Minute 10 ab ZUP nur bis Haltestelle Bahlsen und dreht im Gewerbegebiet um. Damit entsteht im oben genannten Zeitraum an den Haltestellen in der Grenzsiedlung (Metzeler bis Grenzsiedlung) ein Stundentakt.
Bei Umsetzung der Variante 3 entsteht kein zusätzlicher Fahrzeugbedarf. Die Reduzierung der Kilometer ist nicht EAV-relevant. Damit ist die Variante 3 im Vergleich zum Status Quo kostenneutral.

Abbildung 4: Liniennetzentwurf Übergangsvariante 3


  1. Antrag Fraktion Bürger Union
Der ursprüngliche Antrag wurde im Mai 2022 gestellt und in verschiedenen Varianten des neuen Stadtbuskonzepts berücksichtigt. In Bezug auf die Übergangsvarianten sollte die Linienführung im Altstadtkern aus fachlicher Sicht nicht kurzfristig geändert werden.

Begründung SVL: 
Als ÖPNV-Betreiber werden die Konsequenzen der vorgeschlagenen Maßnahme für die ÖPNV-Kunden bewertet und versucht, eine Interessenabwägung zwischen diesen und den Argumenten der Antragsteller zu finden (Kundenbrille). Vor diesem Hintergrund, insbesondere in Bezug auf die der Interessen älterer und mobilitätseingeschränkter Fahrgäste kommt der SVL zu dem Ergebnis, dass es dieser Fahrgastgruppe nicht zuzumuten ist, den Weg zwischen der dann nur noch zur Verfügung stehenden Haltestelle Inselhalle und ihren Zielen im Inselkern, bergauf und über unebenes Pflaster, zu nehmen.

Begründung Stadtverwaltung:
Das vorrangige Ziel des ÖPNV-Angebotes ist die möglichst attraktive, fußläufige Erreichbarkeit der Haltestellen im Stadtgebiet Lindau. Der Inselkern als Stadtzentrum ist das Ziel- und Startpunkt für mehrere Fahrgäste. Die Insel Linie 2 hat keine Verspätungsprobleme so dass die Streichung der Linie durch den Inselkern im Hinblick auf die Pünktlichkeit des Stadtbusses nicht nötig ist.

Die Herausnahme der beantragten Linienführung durch den Inselkern in einigen zukünftigen Varianten muss in der Gesamtbetrachtung des künftigen Stadtbuskonzeptes und seines gewollten Leistungsversprechens betrachtet werden und sollte als Einzelmaßnahme nicht vorab herausgelöst werden.

Finanzielle Auswirkungen



einmalig
laufend
Finanzielle Auswirkungen:
20.000€
     
Mittel stehen (nicht) zur Verfügung
Haushaltsstelle/
Deckungsvorschlag
79100.95030
79100.36190




Die notwendigen Finanzmittel sollen von ÖPNV Zuweisungen bereitgestellt werden.

Diskussionsverlauf

Für Stadtrat Fehrer ist die Erschließung in Zech verrückt. Auch kritisiert er die Kosten in Höhe von 20.000 Euro für die Wendemöglichkeit.

Der Leiter des Stadtbauamtes, Herr Koschka, führt aus, dass man hier an der Klärung ist und es Ziel ist, unter diesen Kosten zu bleiben.

Stadtrat Reich wird den Antrag der BU ablehnen, da derzeit auf der Insel kein Verspätungsproblem durch den Stadtbus entsteht. Die Variante 1 verursacht am wenigsten Eingriffe und Zech ist dadurch wieder angeschlossen.

Stadtrat Prof. Dr. Schöffel führt zu seinem Antrag aus, dass man als Fußgänger bzw. auch als Person im Rollstuhl im Bereich der Insel, in der der Bus fährt, teilweise an die Wand gequetscht werde. Diese Linienführung sei nicht mehr zeitgemäß. Auch tragen das Pflaster sowie die Bauwerke Schäden davon. 

Auch Stadtrat Müller sieht in der Variante 1 eine gute Lösung, vor allem für Zech. Er zeigt sich jedoch skeptisch hinsichtlich einer Verlagerung des ZUPs an den Berliner Platz. 

Die Stadträtinnen Rundel und Dr. Lorenz-Meyer sowie Stadtrat Kaiser sprechen sich auch für die Variante 1 aus und finden die Anbindung der Grenzsiedlung richtig und wichtig. Ebenso sind sie für die Beibehaltung der Linienführung über bzw. durch die Insel. 

Stadträtin Dr. Lorenz-Meyer bittet um Prüfung, ob die Haltestelle der Linie 2 auf der Hinteren Insel wieder an den alten Platz zurückverlegt werden kann. 

Herr Pietsch führt aus, dass die Liniengenehmigung zum 30. Juni 2024 ausläuft. Ziel der Übergangsvarianten sei es nicht, Kosten zu sparen. Vielmehr ist das Ziel, den Stadtbus wieder pünktlicher werden zu lassen und auch die Grenzsiedlung wieder anzufahren. Er merkt zudem an, dass es seit 1994 keinen Unfall und keine Beschwerde durch die Linienführung auf Insel gegeben hat. Den Prüfauftrag zur Linie 2 auf der Hinteren Insel nimmt er mit. 

Beschluss 1

Der Stadtrat beschließt die Umsetzung der Übergangsvariante 1.

Abstimmungsergebnis
Dafür: 22, Dagegen: 1

Beschluss 2

Der Stadtrat beauftragt
  1. die GTL mit dem Umbau einer Wendemöglichkeit im Bereich der Haltestelle Versöhnerkirche,
  2. die Kämmerei mit Verstärkung der HHST Nr. 79100.95030

Abstimmungsergebnis
Dafür: 16, Dagegen: 7

Beschluss 3

Der Stadtrat tritt dem Antrag der Bürger Union im Zuge der Übergangsvarianten nicht näher.

Abstimmungsergebnis
Dafür: 14, Dagegen: 9

Dokumente
2024.01.31. STR_TOP Nr.7 ÜV_Stadtbus (.pdf)

Datenstand vom 27.02.2024 09:18 Uhr